tag:blogger.com,1999:blog-85173453222767769162023-08-16T20:40:07.672-07:00Jens QuirinJenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.comBlogger9125truetag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-5517613789779255092017-09-10T08:03:00.001-07:002017-09-10T08:03:33.856-07:00Lass mich sterben<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Der
Regen küsst meine Lippen. Ist dies der letzte Abschiedskuss? Der
letzte Kuss, bevor mich das Dunkel mit in die Ungewissheit nimmt,
fühlt sich kalt an. Ohne Liebe. Liebe, die ich seit der Zeit, die
meine Welt ergrauen ließ, vergebens suche. Die ich dachte, jetzt
gefunden zu haben und doch nicht greifen kann. Fühle ich nach ihr,
löst sie sich in ein Nichts auf, wie die Tropfen, die zergehen, wenn
ich versuche, den Kuss des Regens zu erwidern. Da ist kein Halt und
keine Sicherheit.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Es
donnert. Meine Muskeln krampfen, ich habe Angst. Weitere Schritte zu
bewältigen, durch den Sumpf, der die Zeit verlangsamt, fürchte ich.
Er gibt mir das Gefühl, nicht voranzukommen. Schritte nach vorn sind
es, die meine Reise beenden sollten, doch ich trete auf der Stelle.
Meine Fußstapfen sind tief, aber einsam. Aus ihnen winkt mein Ziel,
während ich die Hand ins Leere strecke und mit der Sehnsucht die
erste Träne fließt. Lange kann ich nicht spüren, wie sie an meiner
Wange nach unten rinnt, denn mit dem Regen treibt sie davon und so
wird nicht einmal mehr die Trauer greifbar. Mein Blick verschwommen,
unklar, wohin ich gehen kann. Auf der Suche nach einem Ausweg aus der
Hülle, die nicht meine ist, ist das alles keine Hilfe. Die
Dunkelheit und Kälte, der Wind, der sie in meine Augen weht,
erschaffen ein neues Labyrinth im Bestehenden. In einem Irrgarten aus
gegen Zweifel kämpfender Nichternsthaftigkeit, gehe ich durch einen
Grund aus Schlamm und Asphalt. Auf einer Strecke, die keine Wahl
lässt über schnell oder langsam. Stehe ich dann vor einer Tür,
hinter der sich ein Weg hier raus befinden könnte, stellt sich doch
nur die Frage zum wiederholten Male: lohnt es sich? </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Lohnt
es sich, anzuklopfen? Wartet hinter dieser Tür die Antwort auf die
Frage, was ich verdient habe? Oder ist es doch nur ein weiterer Gang
ohne Ausweg? Ich wünsche mir, die Sonne wiederzusehen. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">>>Bitte
lass mich die Sonne wiedersehen<<, sage ich, ohne zu wissen,
wer mich hören soll. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Ich
klopfe an die Tür. Die Kraft schwindet aus meinen Beinen, als das
Leben öffnet und einen Gang offenbart, dessen Ende im Schwarz des
Horizonts liegt. Klopf klopf. Wer ist da? Keine Antwort. Ich weiß es
nicht. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">>>Geht
es Ihnen gut?<<</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Ich
richte meinen Blick zur Seite. Eine Frau und ein Mann stehen dort
und schützen sich mit einem Regenschirm vor dem Regen. Ihre Blicke
wirken wartend. Wartend darauf, dass ich antworte.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">>>Ja<<,
antworte ich und lächle.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Die
Frau rollt mit den Augen, zuckt mit den Schultern. Der Mann schüttelt
leicht den Kopf.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">>>Gehen
wir, Schatz.<<</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Sie
gehen und mit jedem ihrer Schritte schwindet die Spannung aus meinen
Lippen, die das Lächeln formte. Hand in Hand gehen sie durch die
Wand aus dicken Regentropfen und küssen sich, bevor ihre Silhouetten
ganz verschwinden. Das Verlangen, nach ihnen zu greifen, steigt in
mir auf. Ich schließe die Augen, greife nach vorn, doch bekomme
nichts zu fassen und schreie. Meine Trommelfelle beben und als ich
die Augen wieder öffne, bin ich zurück. Schlamm und Asphalt. Türen.
Zweifel. Liebe ist nichts für mich.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Ich
bin fertig damit, die fröhliche Fassade meines Lebens vor dem
Bröckeln zu bewahren, fühle mich müde. Ich lockere den Griff nach
Liebe, lasse die Zweifel gewinnen und versuche zu entspannen. Die
Dunkelheit ummantelt mein Herz, ich atme langsam. Nach ein paar
letzten Schritten, falle ich auf die Knie und starre in die Pfütze
auf dem Boden. Das Gesicht im Wasser blickt mir in die Augen und so
verharren wir. Erste Sekunde. Zweite Sekunde. Dritte. Vierte.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">>>Lass
mich sterben<<, sagt das Gesicht.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Sechste
Sekunde. Siebte.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Ich
denke darüber nach. Neunte Sekunde. Dann nicke ich. Zehnte. Wir sind
uns einig. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">>>Lass
uns sterben<<, sage ich. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Calibri, sans-serif;">Es
donnert. Meine Muskeln krampfen, ich habe Angst.</span></div>
Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-85110891555618649802015-12-04T09:10:00.000-08:002015-12-04T09:10:37.276-08:00Das Mädchen, das das Lächeln liebte
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Sie ist mein Atem, die Zufuhr von Luft
in das Innere meiner Lungen. Langsam weht sie durch meine Atemwege,
füllt meine Flügel des Lebens, dehnt meinen Brustkorb, unter dem
sie ihren Platz gefunden hat und sanfte aber schnelle Schläge nach
außen führt. Sie pumpt mein Blut durch die Venen, ist der Grund,
dass meine Organe arbeiten. Sie ist das Schmerzempfinden, die Tränen,
die meine Wangen herunterkullern, das Vibrieren meiner Stimmbänder,
wenn ich schreie. Das Blut, das aus meinen Wunden fließt, der
Speichel, der meine Lippen benetzt, die Haut, die meinen Körper
umhüllt, die Muskeln, die mich bewegen, die Haare, die meinen Kopf
bedecken. Die Knochen, die zerbersten und das Fleisch, das verbrennt,
all das ist sie, und der erste Regentropfen fällt.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Ich blicke gen Himmel, dem zweiten
Tropfen entgegen. Dann fällt der Dritte, der Vierte und der Fünfte
zerplatzt auf meiner Stirn. Ihretwegen fühle ich das kühle Nass auf
meiner Haut und durch sie sehe ich den schwarzen Himmel sich in ein
helles Grau färben, als der Schöpfer einen Blitz durch die Sphäre
schickt. Sie ist mein Gehörgang, durch den der Donner mein
Trommelfell erzittern lässt. Sie ist das Kribbeln in meinen Armen
unter den aufgestellten Härchen, die Anspannung meiner Muskeln. Das
Adrenalin, das mich nervös macht, die Unruhe.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Tage voll wärmender Umarmungen ließen
wir hinter uns, bedeutende Worte flossen über unsere Lippen, unsere
Beine trugen uns durch den Schmutz, die Liebe wusch uns rein.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Die Regentropfen schlagen auf ihr
Nachthemd, wachsende Flecken verdunkeln den seidenen Stoff. Sie
windet sich, strampelt mit den Beinen, doch viel Bewegungsfreiheit
lassen ihr die Seile um ihren Körper nicht. Der Regen erschwert es,
ihre Tränen zu erkennen, doch ich bin mir sicher, dass sie weint,
denn auch mir fließt die erste Träne über das Gesicht. Ich steche
in den Erdhaufen, führe das Spatenblatt über sie und verharre einen
Moment. Sie schreit und scheint all ihre Kraft in diesen Moment zu
stecken und, so gut es der Knebel in ihrem Mund zulässt, ihre
Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen. Ihre Augen weit offen, den Kopf
wild schüttelnd. Ein Gedanke der Wehmut geht mir durch den Kopf, <i>es
tut mir leid</i><span style="font-style: normal;">, glaube ich zu
hören. Dann drehe ich den Spatenstiel in meinen Händen und die Erde
rutscht und fällt hinab, meiner Liebsten entgegen. Blitze schießen
durch die Wolken und der Himmel bebt. Eine Schaufel nach der Anderen
füllt das Loch mit der Erde. Darunter begraben, mein Schmerz, meine
Gefühle. Meine Tränen und die Trauer werden bedeckt, meine
Verzweiflung und die Hoffnung verschwinden nach und nach unter dem
großen Bestandteil der Natur. </span><i>Du bist alles, was ich zum
leben brauche</i><span style="font-style: normal;">, höre ich mich zu
ihr sagen. </span><i>Du bist einfach ich</i><span style="font-style: normal;">,
hallt es in meinen Gedanken. Ein letztes Mal hebt sie den Kopf, </span><i>NEIN</i><span style="font-style: normal;">,
vermögen ihre Augen zu schreien, doch nichts davon kommt an. Die
Oberfläche der Erde, die sie bedeckt, bewegt sich, als krieche ein
großer Wurm unter ihr hindurch. Ich schaufele weiter. Die Bewegungen
werden schwächer. Dann sehe ich sie vor meinem inneren Auge. Ihre
blonden Haare wehen im Wind, sie neigt den Kopf leicht zur Seite, die
Lippen öffnet sie ein wenig. Sie lächelt. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;">Sie
liebte es, zu lächeln. Sie gab mir so viel, doch nichts davon
reichte aus, meinem dunklen Geist Einhalt zu gebieten. All die Jahre,
die wir gemeinsam durchlebten, schlummerte er in den Tiefen meiner
Seele. Ich dachte, sie gab mir die Kraft, ihn besiegt zu haben, ich
hoffte es. Er jedoch erwachte stärker als zuvor und zwingt mich nun
mich zu zerstören. Nicht mehr existieren soll ich, der Welt nicht
den Sauerstoff nehmen. Ich versuche zu schreien, </span><i>fick dich,
du mieses Stück Dreck. Fick dich für deinen Willen, fick dich für
deinen Hinterhalt und fick dich für diese Grausamkeit. Fick dich für
Alles! </i><span style="font-style: normal;">Auch aus mir kommt kein
Ton heraus. Er ist zu stark. Sicherlich bin ich bereits erstickt,
meine Rippen drohen unter der Last der Erde zu zerbrechen. Ich habe
mein Leben vernichtet und sehe ihn sich befriedigt im Dunkel
zurückziehen. Als das Loch wieder dem Erdboden gleicht, auf dem ich
stehe, blicke ich zum Horizont und erinnere mich: Auch ich liebte es
einst, zu lächeln.</span></div>
Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-42314493584700595842014-08-19T07:50:00.000-07:002014-08-19T07:50:23.475-07:00Infiziert
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Während sie sich dort die Köpfe mit
Blei und Stahl an Stelle von Vernunft vollpumpen und Kamerateams aus
allerlei Ecken des Erdballs das Gehirn auf dem Weg nach draußen
begleiten, gehen hier Sozialfähigkeit und Sprachkenntnisse zwischen
<i>Hurensohn</i> und einem Haufen <i>gefickter </i>Mütter unter.
Beim Sprechen w<span style="font-style: normal;">ird eingespart, Sätze
gibt es nicht, die mageren Vokabulare fallen dem Häcksler der
technischen Kommunikationsmittel zum Opfer. Was man will, nimmt man
sich. Wen man nicht mag, erschießt man. Geld gibt es genug,
eigentlich für alle, doch verlaufen sich die Scheine immer wieder in
den Gängen hoher, gläserner Gebäude und finden sich in den Taschen
alter Fettsäcke wieder, deren haarigen Ärsche sich in das knarzende
Leder des Chefsessels quetschen.</span></div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Kotze.</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Pisse.</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Scheiße.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;">Zu
anderen Gedanken ist der matschige Klumpen in meinem Schädel nicht
mehr fähig, als ich aus dem Fenster blicke. Ich sehe zugedröhnte
Teenieschlampen, deren Ärsche unter den Hotpants hervorquillen, auf
ihren knochigen Beinen über den Gehweg torkeln. Top gestylte </span><i>Bad
Boys</i><span style="font-style: normal;">, die ihren triefenden
Schwänzen hinterher laufen, denn in den heutigen Zeiten sagen diese,
wo es langgeht. In den Tiefen der feuchten Dunkelheit lassen sie die
Wichse ihren Job machen, um im Nachhinein den Befehl auszusprechen,
</span><i>das Ding</i><span style="font-style: normal;"> abzutreiben. </span>
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Meine Nachbarn
stehen wie auch ich, mit den Ellbogen auf der Fensterbank abgestützt,
am offenen Fenster und sehen auf das Unheil hinab. Die meisten von
ihnen rauchen eine Zigarette, manche nippen hin und wieder an ihrem
Bier und stoßen einen hallenden Rülpser aus. Plötzlich füllt ein
Kreischen die Straße, alle sehen sich um. Einen Augenblick später
stürmt ein kleines Mädchen um die Ecke und kreischt und heult. Ruft
nach Hilfe. Es ruft laut und seine Stimme droht, zu versagen. Alle
sehen sie an. Alle sehen ihr Blumenkleid, ihre weißen Ballerinas und
den Zopf, der in ihrem Nacken hin und her schwingt. Ein älterer Mann
ist ihr auf den Fersen. Er joggt ihr gemütlich hinterher. Das
Mädchen rennt. Es ruft nach Hilfe. Wieder und wieder und wieder und
wieder. Nach und nach wenden sich die Menschen dem Inneren ihrer
Räumlichkeiten wieder zu. Schmeißen die Kippen aus dem Fenster,
schließen es. Immer mehr Lichter erlischen. Eins nach dem anderen.
Keinen kümmert die Außenwelt, niemanden das Mädchen. Als das
letzte Licht ausgeht, drehe auch ich mich um. Ich wende den Blick ab,
denn ich möchte nicht auffallen. Das Kreischen wird lauter, endet in
einem Röcheln, das wenige Sekunden später ganz verstummt. Ein Mann
beginnt, zu stöhnen. Ich schließe das Fenster, verschwende einen
letzten Gedanken daran, dass es der alte Wichser dort draußen ist,
der seinen Schwanz in die abkühlende jungfräuliche Kinderfotze
schiebt, und schalte den Fernseher ein.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Herr im Himmel,
denke ich und bitte genau diesen im selben Augenblick, mich am Arsch
zu lecken. Eine alles verschlingende Flut rauscht in das Wohnzimmer,
als der Flimmerkasten anspringt und seine Bilder auf mich wirft. Sie
plätschert und kracht, schlägt gegen die Wände, meine Finger
krallen sich in das Sofa, um der Welle die Chance zu entledigen, mich
mit in ihren Strom zu reißen. Zu verschlingen, zu unterdrücken und
mich in Stücke zu reißen. Violette Geldscheine, Silikonimplantate,
Subkutanspritzen und Tampons, an denen Blut und Fettsäuren
hinuntertriefen. Glänzende Felgen, laute Motoren, Lederoveralls und
Pilotenbrillen.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Die Schreie
verlorener Seelen dringen in meine Ohren, die schrillen Laute
prasseln gegen meine Trommelfelle. Gefangen auf den Motherboards der
hochevolutionären Technologie schwirren sie umher, suchen einen
Ausgang, während Applikationsarmeen sekündlich die Auswege zu
versperren scheinen.</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Langsam greife ich
nach der Fernbedienung, mein Zeigefinger nähert sich dem roten
Symbol, das den einzigen Ausweg aus diesem Sturm darstellt. Die
Nervenenden an meinem Finger registrieren das Gummi des Knopfes, eine
letzte Bewegung, wenige Millimeter abwärts. Die Flut reißt stärker
an meinem Leib, meine Haut droht, zu zerreißen, der ziehende Schmerz
läutet sämtliche Alarmglocken und das Grauen fährt zu einem dünnen
Schlitz zusammen, bevor es gänzlich hinter dem Schwarz des
Bildschirms verschwindet.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Mein Herz pocht,
der Puls rast, ich spüre Kopfschmerzen. Ich starre den roten Punkt
in der unteren Ecke des Fernsehers an. Er ist das einzige Licht im
dunken Zimmer. Die Freakshow ist abgeschaltet, der rote Punkt ist
Sicherheit. Der rote Punkt wird mich nicht im Stich lassen. Mein Atem
ist schwer und schnell, Schweißperlen kullern über mein Gesicht.
Ich lege die Fernbedienung weg, denn der rote Punkt ist mein Freund.
Mein Gefährte. Mein Retter. Er ist Sicherheit.
</div>
Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-72168169934696927062014-06-30T12:45:00.000-07:002014-06-30T12:48:29.785-07:00Der letzte Dienst<div style="margin-bottom: 0cm;">
Die Gedanken ihrer Prüfungen gehen
ihnen durch die Köpfe und um sie herum ist Leere vertreten. Nichts
kann ihnen auf dem Weg an den Ort, der für sie bestimmt wurde, den
Pfad kreuzen und sie hindern. Es ist eine Reise, die kein Zurück
bereithält. Sie offenbart keine Möglichkeit, noch einmal
zurückzusehen und ein letztes Mal darüber nachzudenken. Dann tut es
den ersten Schlag an diesem Morgen.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Das Gefühl, der Magen schiebe sich in
den Hals und der Wind, der um die Ohren pfeift und rauscht,
signalisieren den Beginn der Reise. Nacheinander kommen sie dem Tal
näher. Dort unten, wo der Sand die Sträucher umgibt und die
Morgenröte einen orange-grauen Schein an den Horizont legt. Wo die
Tiere sich dem Geschehen nähern, um zu erbeuten und die <i>Angekommenen
</i>ihr Unwesen treiben. Dort wartet
der Preis für die Vorbereitung, die die noch <i>Folgenden</i>
hinter sich brachten, um an diesem Erlebnis teilzuhaben. Der Klang
ist dumpf, ähnlich dem Aufschlag einer schweren Eisenkugel auf einer
Grasfläche. Kurz und abrupt.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Genitalien tauchen
tief in die nasse Dunkelheit ein, Vaginalsekret tropft in den Sand
und der Süchtige kriecht hervor, um es langsam mit der Zunge aus den
feinen Körnern des Sandes aufzunehmen und zu genießen, wie die
schleimige Flüssigkeit im Rachen zergeht. Der bittere Geschmack
verbreitet sich im Mundraum, die Hautoberfläche erhebt sich und ein
Kribblen, das bis in die Spitze seiner Eichel reicht, durchfährt
seinen Körper. Er ist konzentriert, hat das Verlangen, das Kribbeln
so lange wie nur möglich zu spüren. Er schließt die Augen und
neigt das Gesicht gen Himmel. Dann tropft auch ihm der Saft aus dem
Glans penis, keuchend zieht er sich zurück und die schmatzenden
Klänge des Akts verstummen in seinen Ohren.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Wüstenstaub
wirbelt umher, umhüllt das Szenario, lässt keine Blicke von außen
mehr zu, bis sich die Staubwand lichtet. Hervor tritt ein Mann. Seine
Blicke wandern an seinem eigenen Leib hinab, in der Hand eine Klinge.
Verkrustete, blutige Rinnsale verlaufen von seinen Augen über die
Wangen. Seine Lederhäute sind von roten Äderchen durchzogen und er
starrt bewegungslos dem Schein der Sonne entgegen. Langsam verformen
sich seine Lippen, bilden ein Lächeln, das er mit sanftem Nicken
begleitet. Er wendet den Blick ab und beugt sich nach vorn. Die
Klinge führt er langsam hinter sich, die Spitze kratzt sanft an der
Hautoberfläche seines Hinterns und sämtliche Verspannungen
verlassen seinen Körper. Nach einigen Sekunden hört er auf, sich zu
streicheln, setzt die Klinge an und drückt. Behutsam schiebt er sie
Zentimeter für Zentimeter nach vorn, sein Atem geht schneller. Das
Pochen seines Pulses durchfährt rasant seinen Schädel, die Adern
stehen hervor und verwandeln seine Stirn in eine kleine
Hügellandschaft. Blut schlägt in dünnen Tropfen im Sand ein, die
Klinge taucht tiefer in ihn ein und gleitet durch das dünne Gewebe
des Schließmuskels, der sich langsam dehnt und unter der Schärfe
der Schneide spaltet. Der Blutfluss stärkt sich, der Schmerz
überwältigt. Vom Gefühl, innerlich zu verbrennen und zu zerreißen,
geleitet, legt er die flache Hand auf das Ende der Klinge und drückt
ein letztes Mal. Seine Stimmbänder vibrieren, er stößt ein tiefes
Grunzen aus und schmeckt, wie sich die Galle die Speiseröhre
hinaufbefördert. Ihm wird warm, dunkle Punkte blitzen vor seinen
Augen auf und das letzte Stück der Klinge versinkt in seinem
Körper, bevor das Erbrochene vor ihm in den Sand plätschert.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Ein neuer Mann ist
auf dem Weg. Sein Körper wirft mit Endorphinen um sich, als er seine
Mitanhänger hinter der Ziellinie sieht. Kleine Männer, Kinder und
Frauen. Menschen, die mit jeder vergehenden Sekunde größer werden.
Näher kommen. Die grauen Zellen und Brocken des Schädels spritzen
und bleiben am Körper einer alten Dame kleben. Mit ihrer Zunge
schiebt sie die schwarzen Haare aus dem Weg, bis sie mit der Haut in
Kontakt kommt. Sie umkreist die Darmöffnung und atmet tief ein. Der
Geruch des Kadavers setzt sich in ihr fest, dann führt sie ihre
Hände über den Bauch zwischen ihre Beine. Sie drückt das Gesicht
fest in das Fell, taucht mit ihren Fingern in sich ein. Langsam und
mit stetigem Druck dringt sie mit der Zunge in das Innere des Tieres
vor und schließt die Augen. Ihr gegenüber sitzt eine junge Frau.
Ihre Beine sind gespreizt und die Vagina nahe am Kopf des Tieres. Sie
fährt mit dem Zeigefinger über die Halswunde, aus der das Blut
pulsierend herausläuft, und flüstert, ,,Miau. Miau.<span style="font-family: Times New Roman, serif;">ˮ</span>
Mit der anderen Hand zieht sie die kleine Zunge zwischen den Zähnen
hervor. Sie stöhnt und zuckt, als sie den rauen Muskel über ihre
Klitoris reibt. Der Sand wird feucht und wieder kriecht der Süchtige
aus seinem Loch, um die bittere Flüssigkeit zu erbeuten.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Er
legt den Kopf auf die Schulter seines letzten <i>Schützlings
</i>und küsst die Träne, die ihm
über die Wange kullert.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
,,Schau<span style="font-family: Times New Roman, serif;">ˮ,
sagt er mit leisem Ton und beide neigen den Blick nach unten.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Dort
unten wartet eine Überraschung auf dich, mein Sohn.ˮ</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Während
er die Hose des Jungen an den blutverschmierten Beinen nach oben
zieht und schließt, sehen sie sich tief in die Augen. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Der
Herr wird dir vergeben.ˮ</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ein
letzter Kuss, dann ein leichter Stoß. Die Erinnerungen seines jungen
Lebens ziehen in verzerrten Bildern an ihm vorbei. So schnell, dass
er nicht an ihnen festhalten kann. Ihm bleibt keine Zeit mehr, zu
lächeln. Keine Zeit mehr, um seinem Schmerz freien Lauf zu lassen.
Die Bilder werden heller, weißes Licht dringt in sein Auge. Ein
dumpfer Klang, bevor die Dunkelheit auf der anderen Seite die Führung
übernimmt. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Der
Mann am oberen Ende des Weges in die Erlösung, zuckt zusammen, als
er das Blut des Jungen über den Sand spritzen sieht und hört, wie
seine Knochen zerbersten. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Der
Herr wird euch vergeben.ˮ</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Er
spuckt in seine rechte Hand und massiert den Speichel in seinen
erschlafften Penis ein. Einen Moment lang sieht er in den Himmel. Die
Hitze legt sich über sein Gesicht. Dann tritt er zwei Schritte
zurück und verbeugt sich, wie ein Künstler vor einem
applaudierendem Publikum.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">,,Amenˮ,
sagt er und macht den einen Schritt, der ihn für immer in die
Freiheit entlässt.</span></div>
Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-70867053545835385312013-06-06T06:29:00.000-07:002013-06-06T06:29:37.044-07:00Sons Of Devastation
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<u>
EINS
</u>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
Vielleicht ist es schon
Schmerz, vielleicht auch nur Einbildung. Oder der Gedanke daran. Der
Gedanke an den Schmerz, den ich mir wahrscheinlich nur einbilde?
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
Mit jeder vergehenden
Sekunde scheint die Fläche, an Struktur zu verlieren. Rotierend
verschwimmt das schöne, einheitliche Gesamtbild, als säße ich hier
und würde kleine Steinchen in den Teich werfen, den meine Wand
darzustellen scheint. Doch ich werfe nichts. Habe nichts in meinen
Händen, denn ich sitze nur hier. Ohne Erwartungen, ohne mich selbst
zu beachten. Ich bin mir egal.
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
Ein Geräusch. Leise
erreicht es meine Ohren, es kommt von außerhalb. Nicht aus diesem
Zimmer. From outer space. Fuck, ja. Ein unbekannter Klang. Scheiße,
ja verdammt! Während der Putz an meiner Wand weiter verläuft und
auf das frisch verlegte Pakett tropft, lausche ich. Ich lausche dem
Geräusch from outer space und dann plötzlich. Peng. Etwas knallt,
Lärm erfüllt das Zimmer. Gelächter glaube ich zu hören. Der Putz
hat sich bereits zu mir vorgearbeitet und meine Füße stehen in der
kalten, körnigen Masse. Ich zittere. Die Wand ist nicht mehr
blickeswert. Ganz andere Sorgen haben gerade den Raum betreten. Nein.
Sie haben ihn infiltriert. Diese Schweine, sie sind da. Mein Blick
gilt den zwei Wesen zu meiner Linken. Wie eine Abhängige klebt sie
augenscheinlich an seinem besten Stück, ihre Handflächen an seinen
Arsch gepresst. Ihr Kopf macht bekannte Bewegungen, die ich in meinem
Leben zum ersten Mal sah, als mein Vater, diese Schwuchtel, noch
berufstätig war. Wie der plötzlich donnernde Knall, erschüttert
mich auch dieser Antrieb, den ich spüren kann. Ich stütze mich mit
meinen Händen ab und erhebe meinen schweren Körper aus dem Sumpf
der Paralyse. Die zwei Wesen ignorieren mich vollkommen. Bin ich etwa
tot? Nach drei unsicheren Schritten auf meinen weichen Beinen, ziehe
ich mein Knie zur Brust, lasse meinen Fuß auf ihren Schädel
herabsausen, lausche dem dumpfen Schlag und bemerke, dass ich noch
lebe, als sie über das Pakett schlittert und mit dem Kopf gegen das
Tischbein meines Schreibtisches schlägt und regeungslos liegen
bleibt. Er macht einen Schritt zurück, starrt mich an und breitet
die Arme aus.
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
,,Fuck! Du Wichser, du
verfickter Wichser<span style="font-family: Times New Roman, serif;">!ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Bleib
doch mal stehen, manˮ, sage ich und halte ihn an den Schultern fest.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Bleib
doch mal stehen?ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja,
man. Du wackelst. Hör auf damit.ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Alter.
Hast du denn nicht gesehen, dass diese Schlampe mir gerade den
Schwanz gelutscht hat?ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
schaue ihm tief in die Augen und sehe Ratlosigkeit. Große
Verzweiflung.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Schlampe?ˮ
</span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja.
Eine dreckige Schlampe. Aber sie bläst halt gut, manˮ, sagt er und
verpasst mir einen leichten Schubser. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Schlampeˮ,
flüstere ich und gehe schnellen Schrittes auf sie zu.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Noch
immer liegt sie am Boden und bewegt sich nicht. Ich packe ihre
Schulter und drehe sie auf den Rücken. Nicht eine Sekunde
verschwende ich damit, nachzudenken und schlage auf ihr Gesicht ein.
Ich bin ein Raubtier, ein hungriger Löwe. Ein unaufhaltbarer von
Kriegsspielen inspirierter Amokläufer. Ich bin der Anders Behring
Breivik der Vereinigten Staaten. Wie aus einem MG abgeschossen,
schlagen meine Fäuste in ihrem Gesicht ein, zerbrechen Nase, Kiefer
und zwingen das Blut aus ihren Lippen über den Boden zu spritzen.
Die letzten Schläge folgen auf das Jochbein. Ich hebe meine Faust
neben mein Ohr und schlage zu. Die andere Hand krallt ihren Hals. Zur
Krönung stoße ich meinen Ellbogen gegen ihre schönen
blutbespritzten Zähne und breche ein paar davon aus dem Zahnfleisch.
Dann lasse ich von ihr ab und taumle wie benommen ein paar Schritte
zurück. Alles dreht sich, die Welt steht Kopf. Das Mädchen auf
meinem Boden. Es bewegt sich immer noch nicht. Plötzlich spüre ich
eine Hand auf meiner Schulter, ich zucke zusammen. Mein Kumpel,
Lemmy, der gerade eben noch das Vergnügen mit ihr hatte, steht
kopfschüttelnd vor mir und lächelt.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Man,
Franky. Was bist du nur für ein Spasst? Das ist ja wahnsinnigˮ,
sagt er und beginnt, zu lachen.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Lemmy?ˮ
</span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja,
Franky?ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hab'
ich dich nicht gebeten, damit aufzuhören?ˮ, frage ich und ringe
nach Luft.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Mit
was soll ich denn aufhören?ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Du
wackelst, man. Du wackelst so sehr.ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Alter.
Was hast du für'n krassen Shit genommen, man?ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Wieder
höre ich sein Lachen, das mir schon immer auf die Nerven ging, wenn
ich es hörte. Ich atme drei Mal tief durch. Durch die Nase ein, kurz
halten, dann strömt die Luft durch meinen Mund wieder aus. Ein und
wieder raus mit der Luft. Ein, aus.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Liquid
Extasy.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Man.
Du hast </span><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><i>Liquid X</i></span>
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">im Haus und sagst mir nichts?ˮ,
sagt Lemmy und schaut mich entgeistert an.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja.
Feinste Gamma – Hydroxybutansäure, man. Willste was?ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Geh
mir nicht mit deinem fachmännischen Gelaber auf den Sack und lass'
was rüberwachsen.ˮ </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Rechts.
Zweite Schublade von untenˮ, sage ich und zeige mit dem Finger
Richtung des Schreibtisches, vor dem das Drecksstück liegt, das ich
zusammengeschlagen habe.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Alles
klar, manˮ, sagt Lemmy, klopft auf meine Schulter und geht an mir
vorbei, doch ich halte ihn am Arm fest.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Lemmy.
Deine Bitch da drüben, man. Sie steht einfach nicht mehr auf.
Entschuldige bitteˮ, sage ich und lasse ihn wieder los, woraufhin er
seinen Weg zum Schreibtisch fortsetzt. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Vielleicht
solltest du dir nicht so viele Trips verpassen, Franky.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
schaue ihn an, er erwidert meinen Blick. Wir lächeln. Dann lachen
wir. Er holt das </span><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><i>Liquid
X</i></span> <span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-style: normal;">aus
der Schublade und mein Weg führt mich auf die Toilette.</span></span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Jetzt,
als ich die Zimmertür öffne und raus in die Menschenmasse starre,
blinzel' ich und spüre die absolute Trockenheit auf meinen Augen.
Schmerz, Einbildung oder nur der Gedanke daran? Ich habe mich
entschieden. Es ist einfach nur verdammt unangenehm.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
bahne mir einen Weg durch die Horde von Gästen, die ich in meinem
Flur stehen habe. Jeder hält eine Flasche oder einen Becher in
seinen Händen. Sie lachen, jubeln und führen Unterhaltungen. Zwei
von ihnen scheinen sich zu streiten, die einen oder anderen stehen in
den Ecken des Hauses und schieben sich gegenseitig die Zungen in den
Hals. Ein gewaltiges Stimmenchaos herrscht über alle Anwesenden,
mein Kopf droht, zu platzen, entkomme ich nicht bald aus dieser
misslichen Lage. Ich glaube, ein wenig verwirrt zu sein und packe den
Nächstbesten am Kragen, um ihm eine der mir wichtigsten Fragen zu
stellen.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Wo
kommt ihr alle her?ˮ schreie ich und versuche, seine tiefsten
Gedanken durch die Augen zu erblicken.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Was
ich will, ist eine vernünftige Antwort. Was ich kriege, ist ein
entsetztes Gesicht. Ein Gesicht voller Furcht und Schrecken, eines
dieser, die ich sehr gut kenne. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hallo,
aufwachenˮ, sage ich und verpasse dem Typen, dessen Leben in den
Händen seiner Antwort liegt, eine Backpfeife, die ihn sicherlich an
die Party heute nacht erinnern wird, wenn er morgen in der Früh den
Horror des nächsten Morgens begrüßen darf.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Sein
starrer Blick lockert sich, er bewegt hektisch die Augen, als würden
sie durch die Erschütterung meines Schlages hin und her wackeln.
Dann holt er Luft... ,,Gib' mir 'ne Antwort, du Spasstˮ... und ich
unterbreche ihn, während mir der Gedanke kommt, er hätte vielleicht
etwas sagen wollen. Was soll's.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Franky,
wir sind deine Gäste. Du hast uns eingeladen, man. Du schmeißt hier
'ne Party.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Verarsch'
mich nicht, Wichser!ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Mein
Griff festigt sich. Ich mache einen Schritt vorwärts und drücke ihn
gegen die Wand, komme mit meinem Gesicht ganz nah an seines.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ich
verarsch' dich nicht. Was ist mit dir los, man?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Das
ist nicht meine Party, ihr verfickten Hosenscheißer seid nicht meine
Gäste!ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Franky,
man. Ich erzähl' kein Scheiß. Ehrlich. Vor zwei Tagen hast du
eingeladen. Deshalb sind wir alle hierˮ, erklärt er und lächelt.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Und
wer bist du, verdammt?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ich
bin Mickey. Dein Nachbar, alter.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
denke kurz nach, lasse alles auf mich wirken. Viele Blicke richten
sich auf mich, scheinbar falle ich auf. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ich
glaube dir, manˮ, sage ich ihm und schlage meine Faust, an der noch
das Schlampenblut klebt, in seine Visage.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Langsam
sinkt er zu Boden. Sein Schädel hat einen deutlichen Hinweis auf
Gewalteinwirkung von außen auf der Wand hinterlassen. Das Rigibs
unter der glatten Vliestapete ist gebrochen, die Tapete ein wenig
eingerissen. Ich steige über seine Beine, die mir im Weg liegen, und
lasse die anderen, die ihm nun helfen wollen, hinter mir. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Franky,
du krankes Arschlochˮ, brüllt irgendein zartes Stimmchen.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Wahrscheinlich
eine Frau. Unwichtig.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Nur
noch wenige Schritte ist mein Ziel entfernt. Es pocht an vielen
verschiedenen Stellen meines Körpers, mein Sichtfeld ist durch einen
schwarzen, schattigen Rand eingeschränkt. Es flimmert, alles ist so
unscharf. Mit höchster Vorsicht setze ich meine Füße im Wechsel
voreinander. Rechts, links. Rechts und links. Ich komme der
Badezimmertür langsam näher. Es kann sich nur um wenige
verbleibende Zentimeter handeln, bis ich die Türklinke mit meiner
Hand umschließen und die Pforte zum stillen Örtchen öffnen werde.
Der Rand um meine Sicht wird immer dicker, das Sichtfeld enger, das
stroboskopische Flimmern immer schneller. Es wird wilder. Ich sehe
die Dunkelheit auf mich zukommen und stehe abrupt an einem Ort, an
dem ich keinen Boden unter meinen in löchrige Socken gesteckten
Füßen spüren kann. Ich weiß weder, wer diese ganzen Menschen hier
sind, noch ob ich mein Ziel erreichen werde. Das Gefühl, in einem
völlig anderen Universum zu sein, lässt mich nicht los. Dann wird
es endgültig duster und schreiend versuche ich noch, den Gedanken,
dass Liquid Extasy eine verdammt geile Scheiße ist, zu greifen und
mit in das Traumland zu nehmen. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ein
übler Geruch steigt in meine Nase. Seine beißende Wirkung
reaktiviert mein System, schwerlastig trennen sich meine Lider und
ich erblicke das Licht der Welt. Das Donnern der vorbeifahrenden Züge
und das Kreischen ihrer Bremsen schlagen wie ein Regenschauer auf
mein Trommelfell. Hinweistöne, Ansagen für Passagiere, alle rennen
kreuz und quer irgendwohin in irgendeine Richtung, sie reisen an
irgendeinen Ort. Jeder ist sorgfältig in Mütze, Schal und
Winterjacke eingepackt, die kalten, grauen, trostlosen Tage sind noch
nicht vorbei. Der Sommer steht noch nicht vor der Tür. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
schaue an meinem Leib herab und sehe den Ursprung des penetranten
Geruchs. Der notorische, liebliche Duft von Kotze.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Guten
Morgen.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
hebe meinen Kopf und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Aus dem
menschlichen Kaos tritt plötzlich mein Kumpel Lemmy vor. Neben all
den Reisenden, die mit ihrem Ohr am Handy und mit dem Finger auf dem
Touchscreen kleben und ihren Verstand vollständig an ihren
Super-Duper Tablet PC abgegeben haben, ist <i>er </i>der Einzige, der
etwas wirklich Sinnvolles mit sich trägt. Er geht in die Hocke und
hält mir einen Becher vor die Nase.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Kaffee?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
verfolge die freie Laufbahn des Dampfes, den die heiße Flüssigkeit
an die Luft abgibt, wie ein Junge, der von irgendetwas absolut
fasziniert ist.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Guten
Morgenˮ, sage ich und nehme ihm den Becher aus der Hand. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Du
siehst aus wie 'n Stück Scheiße, man.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
nehme einen Schluck und genieße diesen, solange ich kann. Meine
Zunge schwimmt in der heißen Brühe, die Geschmacksnerven
signalisieren den Geschmack von frischem, schwarzem Kaffee und ich
muss lächeln. Ein Mann im feinen Nadelstreifenanzug und mit
schwarzer Aktentasche geht an mir vorbei, wirft mir einen abwertenden
Blick zu und einen Ein-Dollarschein vor die Füße. Dann schüttelt
er den Kopf, als könne er für meine Situation kein Verständnis
aufbringen und ich betrachte den Schein und seine Visage im Wechsel.
Ich werfe ihm den Becher gegen den Kopf, er hebt die Hände an sein
Gesicht und schreit auf. Fluchtartig verlässt er meine Nähe und ich
sehe seinen dampfenden Kopf in der Menge verschwinden. Ich widme mich
wieder Lemmy, der sich vor Lachen kaum halten kann. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Du
bist heute ja richtig gut gelauntˮ, sagt er.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ich
nehme an, wir müssen uns einen neuen Kaffee besorgen. Alter, was
mache ich vollgekotzt am Bahnhof? Ich habe ja nichtmal Schuhe an.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Du
bist nicht nur vollgekotzt und schuhelos, mein Freundˮ, sagt er und
drückt mit seinem Zeigefinger in mein Gesicht. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
spüre unter meinem rechten Auge einen Schmerz, der sich schnell in
meinem Kopf ausbreitet, und zucke zusammen.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Fuck.
Habe ich ein blaues Auge?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja.
Weißt du denn gar nichts, man? Die Nacht war völlig hardcore,
alter. Wir haben bei dir 'ne riesen Party veranstaltet, einige Leute
waren da. Drogen und Alkohol in Massen. Du warst auf einem höllischen
Trip, hast auf eine bewusstlose Frau eingeprügelt, die mir vorher
einen blasen wollte, man.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ohne
ein Wort von mir zu geben, fange ich an, herzhaft zu lachen. Nach
einigen Sekunden steigt Lemmy mit ein.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Oh
man. Muss ja ne krasse Nacht gewesen sein.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Gehen
wir ins Diner 66, James wartet auf uns.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Klar,
da holen wir uns einen neuen Kaffeeˮ, sage ich und ziehe mich am
Geländer, an dem ich wohl die ganze Nacht lehnte, nach oben auf
meine Füße.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Jeder
Schritt hinterlässt einen wässrigen Fußabdruck auf dem Boden. Das
Wasser steht in meinen Strümpfen, ich fühle mich, als würde ich in
zwei Wassereimern durch die Gegend spazieren. Bei jedem Schritt
schallt ein schmatzendes Geräusch durch das ruhige Diner, wenn sich
das Wasser aus den Socken drückt. Ich friere, den vollgekotzten
Pullover habe ich ausgezogen und einem <i>Streeter</i> geschenkt. So
nennen wir hier die Obdachlosen. Lemmy und ich gehen an den ersten
drei Tischen, die auf der rechten Seite stehen, vorbei und setzen uns
an den Vierten, wo James sitzt, in einen Donut beißt und auf uns
wartet. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Was
geht ab, Nigger?ˮ, sagt Lemmy und nimmt neben James Platz.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
setze mich ihm gegenüber. Nein. Er ist kein Nigger im übertragenen
Sinn. Lemmy verpasste ihm diesen Spitznamen, nachdem er sich bei
seinem Junggesellenabschied in einem heruntergekommenen Bordell von
einer Hure ins Gesicht scheißen ließ. Man war das 'ne Nacht. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Was
geht, Jungs? Wollt ihr Donuts? Ich geb' 'ne Runde aus.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Klar,
man. Und 'nen Kaffee auch gleich dazuˮ, sagt Lemmy und steckt sich
eine Zigarette zwischen die Lippen. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hat
mal jemand Feuer?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hierˮ,
antworte ich und halte ihm mein Feuerzeug ans Ende der Zigarette.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Was
willst du, Franky?ˮ, fragt james.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Pancakes
und 'nen Kaffee.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Alles
klar. Rosie! Drei Kaffee, vier Donuts und ein Mal die Pancakes,
bitteˮ, ruft er quer durch das Diner.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Rosie,
die Chefin des Hauses, sieht ihn an und nickt, während sie sich ihre
Hände an einem Geschirrtuch abtrocknet. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Klar
dochˮ, antwortet sie.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
bin gerne im Diner 66. Hier gibt es guten Kaffee, die besten Pancakes
weit und breit und eine hübsche Bedienung noch dazu. Die Wände sind
mit Kunststoffplatten verblankt und mit diversen Blechschildern
beschmückt, die auch entlang den Highways und den gazugehörigen
Tankstellen zu sehen sind. Der Boden besteht aus alten, knarrenden
Holzdielen, die Tische haben zwei Metallrohre als Beine, die fest im
Boden verankert sind, die Platte ist aus Holz, mit einem Kunststoff
beschichtet. Die Bänke sind auf den Sitzflächen gepolstert und mit
einem weichen Stoff überzogen. Hier kann man es sich richtig
gemütlich machen. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hey,
Jungs.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Das
hübsche Mädchen stellt ein Tablett auf unseren Tisch und verteilt
die Tassen an uns. Ihr Lächeln ist wunderschön, ihre kleinen Augen
so niedlich. Mal davon abgesehen, hat sie dicke Titten und 'nen
geilen Arsch. Endlich guter Kaffee.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Dankeˮ,
sage ich und gönne mir den ersten Schluck. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Um
was geht's hier eigentlich, man?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Uh,
Franky will mal wieder schnell zur Sache kommenˮ, sagt James und
legt ein Plastiktütchen mit weißem Pulver auf den Tisch. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Um
Koks? Brauchst du einen Vorrat? Kann dir 'ne Menge von dem Zeug
geben.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Und
er hat auch übles <i>Liquid X</i> am Startˮ, wirft Lemmy ein und
nimmt einen Zug an seiner Kippe.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Von
dem Zeug hab' ich selbst genug. Bei mir steht heute 'ne fette Party
an. Das Zeug hier wird es in Massen gebenˮ, sagt er und fuchtelt mit
dem Tütchen vor meinem Gesicht rum.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Und
wir sind herzlich eingeladen?ˮ, frage ich James und trinke einen
weiteren Schluck aus meiner Tasse. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Währenddessen
bringt uns Rosie die Donuts und meine Pancakes.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Lasst
es euch schmeckenˮ, sagt sie und verschwindet mit einem Lächeln. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,So
in etwa, Franky. Ich weiß, dass ihr eine harte Nacht hinter euch
gelassen habt. Ich konnte leider nicht dabei sein, aber das wird der
Kracher. Also, seid ihr dabei?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Lemmy
schaut mich an und pustet mir den Qualm seiner Zigarette entgegen. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Jaˮ,
sagt er und beißt in seinen Donut. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Die
Beiden schauen direkt in meine Augen, ich kann in ihren Blicken
sehen, dass sie voller Erwartungen sind, und gespannt auf eine
Antwort meinerseits warten. Ihre Unterkiefer bewegen sich runter und
rauf, das Gebiss zermalmt den Teig der Donuts. Ich trinke noch einen
großen Schluck von meinem Kaffee, ganz langsam, ich lasse sie noch
ein Weilchen zappeln. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Erstmal
brauch' ich 'n paar Schuhe. Und 'ne Jacke wäre angebrachtˮ, sage
ich und nehme noch einen Schluck.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Und
wenn du das alles hast?ˮ, fragt James. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Na
dann machen wir Partyˮ, antworte ich und sehe die Erleichterung in
seinen Augen. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
schnappe mir Messer und Gabel und beginne, die leckersten Pancakes
der Welt zu essen.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">James
öffnet die Tür und die Vibrationen der Bässe, die man bereits im
Treppenhaus hören konnte, durchströmen meinen Körper. Lemmy
schiebt sich an mir vorbei, streckt die Arme in die Luft und schreit
irgendeine Art Begrüßung, die keine Sau versteht. Ich zumindest
verstehe nur Gebrüll. Ein paar Gäste heben ihre Becher, einige
ignorieren ihn. Die Musik ist viel zu laut, man versteht sein eigenes
Wort nicht. Die Erschöpfung hat sich noch nicht verabschiedet, mir
ist kotzübel und eigentlich will ich in mein Bett. Pläne ändern
sich nunmal.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
folge James in einen großen Raum, der wie ein Wohnzimmer
eingerichtet ist.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Also,
Franky. Ich schlage vor, wir zieh'n erstmal 'ne Line feinstes Koksˮ,
schreit er.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Unterhaltungen
sind nur schreiend und mit höchster Konzentration möglich. Ich habe
keine Lust, zu schreien und nicke. Daraufhin zeigt James mir sein
schönstes Lächeln, schiebt aus dem verstreuten Kokain, das auf dem
Tisch liegt, vor dem wir stehen, großzügig zwei Lines zurecht und
reicht mir ein abgeschnittenes Stück Strohhalm. Ich setze an und
ziehe den Schnee durch den Strohhalm in meine Nase und er sitzt. Der
gewaltige Schub überwältigt mich. Die Nacht kann beginnen und ich
weiß, sie wird asozial und brutal. Schreie wird es geben, Menschen
werden leiden, Knochen werden brechen, Blut wird fließen und
Spermien werden spritzen. Das ist krank. Doch es ist so. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<u>
ZWEI
</u>
</div>
<div align="CENTER" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><i>Einige
Stunden später...</i></span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Nach
jedem Schritt ist eine ein- bis zweisekündige Pause nötig, um das
Gleichgewicht zu halten. Die Umgebung ist verdreht, baut sich zur
Spirale der Verdammnis und somit zum Weg ins Verderben auf. Die
Wolken haben sich zusammengetan, um uns auf die Köpfe zu pissen und
vollkommen durchnässt, umschlossen von eisiger Kälte, im matschigen
Erdboden zurückzulassen. Bevor ich zum nächsten Schritt ansetzen
kann, erfasst mich ein starker Windstoß von der Seite, reißt mich
um und ich lande mit der Fresse im Dreck. Gleichgewichtsstörungen,
ich hasse sie. Nach wenigen Sekunden, die ich brauche, um zu
registrieren, was gesehen ist, drücke ich mich mit meinen Armen hoch
und stehe auf. Auf meinem Brustkorb lastet ein schwerer Druck, das
Atmen fällt mir nicht leicht. Noch drei Schritte, höchstens vier.
Dann bin ich nah genug am Geschehen, um zu sehen, was hier verdammt
nochmal am Laufen ist. Ich starre gerade aus, versuche irgendetwas in
der Dunkelheit zu fixieren. Da ist nichts, doch ich habe das Gefühl,
es funktioniert. Vorsichtig hebe ich den rechten Fuß an und setze
ihn schwankend vor dem Linken ab. In den Oberschenkeln brennt es, der
Rücken schmerzt und dicke Wassertropfen versperren die Sicht ins
Nichts. Ja es sind fast schon Bomben des Himmels, die die von allen
so geliebte, höhere Macht auf unsere Schädel einschlagen lässt.
Dass dieser Pisser dort oben ein dreckiger, schonungsloser Hurensohn
ist, wissen wir jedoch alle bereits. Jetzt der nächste Schritt.
Konzentration. Innere Ruhe. Ich habe Zeit, ganz langsam. Die
folgenden zwei Schritte sind erfolgreich, doch urplötzlich sitzt mir
diese fiese Übelkeit im Magen. Ich versuche, tief durchzuatmen, die
Gemüter aller Beteiligten etwas zu beruhigen. Die Galle breitet sich
schleichend im Mundraum aus. Kurze Zeit später entlässt sie sich
und den Mageninhalt aus meinem Körper und der Schwall des Erbrechens
spritzt auf einen nackten Rücken, den ich an der Tätowierung
erkennen kann, bevor sie von meiner Kotze überdeckt wird. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Ich blicke auf und schaue in das
verheulte Gesicht eines Unbekannten in einem Erdloch, der eine
Schaufel in einen Erdhaufen schmeißt. Er blutet stark, seine Augen
sind so dick angeschwollen, dass er beinahe nichts mehr sehen kann
und vor ihm, am Rande des Lochs, steht James, der gerade ausholt, um
ihm einen Tritt in die Fresse zu verpassen. Vermutlich. Sein Bein
schwingt am anderen vorbei und Blut spritzt in die braune Brühe aus
Wasser und Erde, bevor der Unbekannte gänzlich im Loch verschwindet.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
,,Weiter, Bastard<span style="font-family: Times New Roman, serif;">ˮ,
schreit James.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Dann
schaue ich rüber und betrachte noch einmal genauer den Rücken. Der
Regen hat die hellbraune, zähe Masse mittlerweile abgespült und
alles hängt auf seinen Waden. Der widerliche, beißende Gestank
bleibt aus. Lemmy scheint das nicht zu interessieren. Er hat andere
Sorgen, die mit seinem Schwanz verbunden sind, der im Arschloch eines
weiteren unbekannten, jungen Mannes steckt. Langsam zieht er ihn
heraus, bis sich die Eichel zeigt. Mit aller Wucht stößt er seine
Hüfte dann nach vorn, um die Eichel wieder zu versenken. Bei jedem
Stoß schreit der junge Mann laut auf, aus seinem steifen Penis
tropft der Lustsaft in den Matsch, wenn Lemmys Hoden seine nach vorn
drücken. Lemmy ist keine richtige Schwuchtel. Mit wenigen Ausnahmen
von ein paar Nutten, fickt er nur am Wochenende Männer. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Fuck.
Was ist hier los, verdammt?ˮ</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
erwarte eine Antwort, doch ich kriege auch nach mehreren Augenblicken
keine. Lemmy fickt, James foltert, ich stehe da, zittere am ganzen
Körper und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Die Sicht
wird klarer, die Umgebung festigt sich wieder und erdrückende
Kopfschmerzen treten ein. Die Wirkung lässt nach. Ich habe keine
Ahnung, was ich mir reingepfiffen habe, doch die Wirkung lässt nach.
Ich schaue an mir herab, suche den Boden ab. Kurz darauf habe ich
einen handgroßen, schweren Stein in meinem Besitz und kann
versuchen, nochmals um eine Antwort zu bitten. Mein Blick richtet
sich auf den Unbekannten, in dessen Arschloch Lemmys Keule steckt,
und ich laufe los. Meine Schritte sind stabiler, die Beine wieder
stärker. Das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen, schwindet
langsam aus meinem Körper und ich sehe zu, wie die rote Soße, die
auf den Boden spritzte, als ich ihm den Stein über den Schädel zog,
in der wässrigen Erde versickert. Er gibt ein leises Quieken von
sich, das der Lärm des Regens beinahe übertönt, und kippt nach
vorn. Lemmy starrt mich an, in seinem Blick steht das reine
Entsetzen. Noch immer rammt er ihm seinen Schwanz in den Arsch, er
scheint nicht aufhören zu wollen. Er fickt eine verdammte Leiche.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ein
wunderschöner, gezackter Blitz durchzieht den Himmel und ein lautes
Krachen folgt. Der Regen schlägt in Strömen nieder, als gäbe es
kein Morgen mehr. Ich blicke rüber zu James, er steht vor dem
Erdloch und starrt mich an. Leckt mich doch am Arsch, wo bleibt die
Antwort auf meine Frage?</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Kann
sich einer von euch vielleicht dazu motivieren, mir zu antworten?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Die
Frage zaubert James ein Grinsen ins Gesicht und gibt Lemmy den
entscheidenden Anstoß aufzuhören, den Toten in den Arsch zu ficken.
</span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Fraaankyyyy.
Was würdest du tun, wenn du ich wärst?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Mich
erschießenˮ, antworte ich und freue mich darüber, dass immerhin
irgendetwas gesagt wurde.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Auf
meine Antwort reagiert James mit einem skeptischen Blick. Der Typ im
Erdloch schaut um sich und legt einen Arm hinaus, scheinbar um sich
abzustützen. Ich zeige mit dem Finger auf ihn, in der Hoffnung,
James würde es bemerken, doch er verschränkt die Arme, schiebt
seine Unterlippe nach vorn, atmet tief ein und kneift die Augen ein
wenig zu.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Blödmannˮ,
sagt er und hat scheinbar keinen Schimmer, warum ich mit meinem
Finger an ihm vorbeizeige. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Vielleicht
solltest du dich mal untenrum umsehen, mein Freund.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">James
richtet seinen Blick nach unten, erst in die falsche Richtung, dann
in die Richtige. Sein Opfer hat seinen Oberkörper bereits aus dem
Loch gehievt.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Wow.
Sieh' an, sieh' anˮ, sagt James, geht vor ihm in die Hocke, packt
seine Ohren und verpasst ihm zwei Kniestöße auf die sowieso schon
demolierten Augen, sodass er gleich einem Kartoffelsack zurück ins
Loch rutscht.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Er
dreht sich um, zeigt mit dem Daumen in das Loch und nickt lächelnd
mit dem Kopf. Je länger ich ihn betrachte, desto mehr muss ich an
einen dieser Köter denken, die seit Jahren auf Kofferraumabdeckungen
dazu verdammt sind, bei der kleinsten Unebenheit in den Straßen mit
dem Kopf zu wippen.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Na
</span><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><i>der</i></span> <span style="font-family: Times New Roman, serif;">traut
sich aber wasˮ, sagt James und zwinkert mir zu, bevor er sich wieder
von mir abwendet, die Schaufel, die in dem Erdhaufen neben dem Loch
steckt, in die Hände nimmt und Schippe für Schippe sein Opfer mit
nasser, lastiger Erde überstreut. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Dann
spüre ich einen leichten Druck auf meiner rechten Schulter und ich
schaue nach. Es ist Lemmy, der seine Hand auf meine Schulter gelegt
hat, um meine Aufmerksamkeit zu erhalten. Das tut er immer. Seine
Augen sind gerötet, blau-violette Schatten untermalen seine
Augenhöhlen und verleihen seinem Zustand einen eindeutigen Ausdruck,
der durch den stinkenden Atem aus seinem Maul Unterstützung findet.
Er kommt näher und schreit seine Worte in mein Ohr, als stünden wir
neben einer laufenden Flugzeugturbine. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Willst
du wissen, was passiert ist, man?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
bin mir nicht sicher, ob er in seinem Zustand die Erinnerungen der
richtigen Nacht zusammenhalten kann, doch mein Interesse ist groß
genug, um selbst einem zugedröhnten Leichenficker mein Ohr zu
schenken. Ich nicke und höre James leise ein fröhliches Liedchen
singen, während er sein schreiendes Opfer begräbt. Einige Sekunden
verbringe ich damit, zu warten, dass Lemmy beginnt, zu erzählen und
kann dabei zusehen, wie sich seine Augen langsam schließen und sein
Kopf Zentimeter für Zentimeter auf meine Schulter sinkt.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Lemmy?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Er
öffnet die Augen und hebt den Kopf wieder an.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Magst
du mir jetzt erzählen, was passiert ist?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ja...
natürlichˮ, antwortet er und hustet mir ins Gesicht. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hör
zu.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
laufe durch das Wohnzimmer, schubse die feiernden Wichser aus dem Weg
und muss das Nasenbein eines jungen Mannes brechen, der nach meinem
<i>beschissenen</i> <span style="font-style: normal;">Problem fragt.
Er fällt um, sein Kopf schlägt auf und das Blut spritzt über den
Teppichboden, als ich ihm ins Gesicht trete. Alle starren mich an.
Das kommt mir bekannt vor. Ich setze meinen Weg zum Wohnzimmertisch
fort, um mir nach der vierten Line Koks und 'ner Menge Mescalin noch
einmal feinstes Kokain zu verpassen. Mein Magen arbeitet schwer, seit
Stunden unterdrücke ich den Reiz und auch das Bedürfnis, einem
weiblichen Gast auf die Titten zu kotzen. Heute will auch ich mich
mal benehmen. Es ist keine leichte Aufgabe, das Gleichgewicht zu
halten, denn der Boden unter meinen Füßen ist sehr wellenreich. Ab
und zu schwimmt mir ein kleines Fischerboot über die Schuhe, auf dem
ein Fischer nach meinen Schuhsohlen zu fischen versucht. Er hat einen
langen Bart und eine Pfeife zwischen den Lippen. Ich mag ihn, seine
Anwesenheit lässt mir ein Lächeln entweichen. Mescalin ist so geil.
</span></span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
sehe mich um, habe viele gut gelaunte Menschen um mich und einen Mann
auf dem Boden, der sich das Gesicht hält. Bewunderswert, sich hier
auf hoher See die Hände ins Gesicht zu halten, wo es doch so sehr
blutet. Es dauert eine Weile, bis ich bemerke, dass jemand mit mir
spricht. Leise und Wort für Wort marschiert die Frage in meine
Gehörgänge. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Kommst
wohl zu spät, was?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-style: normal;">Da
stehe ich nun. Allein mit meinen Sorgen und den letzten Krümeln Koks
auf dem Tisch. Lemmys Visage sehen zu müssen, wirkt nicht sehr
tröstend, meine Augen werden immer wässriger und da ist sie. Die
erste Träne seit sieben Jahren, die Erste, seitdem mir meine
dreckige </span><i>Ex </i><span style="font-style: normal;">meinen
verdammten Schwanz zerkaute. Die Musik ist laut, die Übelkeit
erdrückend und plötzlich höre ich diese schreckliche Stimme.</span></span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Hey
Frank, mein Süßerˮ, lässt sie verlauten. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
drehe mich um und falle dabei fast auf's Maul. Ein breites Lächeln,
wunderschön weiße Zähne, tolle Augen und doch nur eine Nutte.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Wir
wär's, Bock zu ficken?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Nicht
eine einzige Sekunde vergeht, nachdem ich ihre prallen Brüste
erblicken konnte, und ich kotze ihr auf das gepflegte Dekoleté.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Wieso
steckst du dir nicht 'ne Drahtbürste in den Arschˮ, frage ich und
lächle sie an.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Sie
dreht sich um und rennt aus dem Zimmer, ich wende mich Lemmy zu, der
sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten kann. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Verdammt,
Lemmy. Wo kriege ich jetzt Kokain her?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Scheiß
auf Koka, man. Ich habe den ultimativen Kick, Alter.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Du
hast ständig irgendwas ultimatives und es taugt meistens nicht mal
zum fickenˮ, sage ich und schnipse ihm gegen die Stirn.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Ich
schwör's, man. Die Scheiße wird dich vom Hocker schießen. Es ist
das ultimative Erlebnis, der krasseste Adrenalin-Kick deines Lebens.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Werde
ich sterben?ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Spasst,
natürlich wirst du sterben. Aber nicht heute Nachtˮ, sagt Lemmy und
schnipst gegen meine Stirn, was mich etwas aus dem Gleichgewicht
bringt.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Fuck,
was soll's. Gib her den Shit.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">,,Wusste
ich's doch. Komm mit.ˮ</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Wir
arbeiten uns durch die Menge und verlassen den Raum. Was immer er
jetzt präsentiert, ich werde ihn persönlich in die Hölle
befördern, wenn es nicht annähernd ultimativ ist.</span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Der
Gestank von Scheiße steigt in meine Nase und langsam öffne ich die
Augen. Über mir schwingt eine Leuchtstoffröhre, die Fassung ist aus
der Decke gerissen und hängt nur noch an der stromliefernten
Leitung. Ich spüre dieses Pochen im Stirnbereich, es ist stark, es
ist fies. Mein Körper ist verkrampft, alles drückt, zieht und
sticht und das Atmen fällt schwer. Der Hals ist trocken, die
Atemwege verengt, ich habe das Gefühl, meine Augäpfel schieben sich
aus den Höhlen. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf nach rechts und
blicke in die Augen einer jungen Frau. Ihr Unterkiefer gleicht einem
Trümmerhaufen, das Gebiss liegt in einer Lache aus Blut und Kotze,
die Zähne einzeln rundherum. Nicht ein einziger Funken Leben steckt.
in ihrem starren Blick. Sie ist fertig. Auf ihrem Schädel türmt
sich ein Haufen Scheiße, der mit Spermien verziert wurde. Fuck, was
zur Hölle ist hier passiert?</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Langsam
richte ich mich auf und komme auf die Beine, nachdem sich mein
Kreislauf gefangen hat. Regale, bestückt mit Süßigkeiten, Chips,
Zeitschriften, Haushaltsartikeln und Getränken, bilden mehrere
Reihen. Am Ende meiner Reihe ist eine kleine Verkaufstheke zu sehen,
auf der ein weiterer lebloser Körper liegt. Zersplitterte
Knochenstücke stehen von seinem Schädel ab, das Spirituosenregal
hinter der Verkaufstheke ist blutbespritzt und noch immer tropft das
Blut, das aus seinen Ohren läuft, von der Theke auf den Boden. Ich
wende meinen Blick ab und wage den ersten Schritt. Die Knie sind
weich, das Gleichgewicht gestört und mein Blickfeld eingeschränkt.
Schritt für Schritt gehe ich zur Tür, die mich nach draußen führen
wird. Raus in den strömenden Regen.</span></div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
taumle an den Zapfsäulen vorbei und setze meinen Weg durch den
Schlamm fort. Die Dunkelheit und die Regentropfen versperren die
Sicht und plötzlich reißt mich ein Windstoß zu Boden. Wie ein Hund
knie ich auf allen Vieren und schnappe nach Luft. Ein Blick nach vorn
lässt zwei Gestalten erkennen. Ich stehe auf und laufe weiter. Nach
wenigen Schritten bin ich nahe genug, um zu erkennen, was hier vor
sich geht. Ein Mann schaufelt sein eigenes Grab, ein Anderer lässt
die Qualen des Analverkehrs über sich ergehen. Scheiße. Was ist das
hier? Alles tut weh, mir ist schlecht. Das erste Mal in meinem
Leben... will ich einfach nur nach Hause. </span>
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-style: normal;">,,Undˮ,
fragt Lemmy und klopft auf meine Schulter.</span></span><span style="font-style: normal;"> </span></div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-style: normal;">,,Du
kannst mir jetzt nicht erzählen, dass </span></span><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><i>das</i></span><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-style: normal;">
kein ultimativer Trip war.ˮ</span></span><span style="font-style: normal;">
</span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Einige
Sekunden vegehen. James singt, Lemmy schweigt.</span> </div>
<div align="LEFT" style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-style: normal;">,,Neinˮ,
sage ich und betrachte den Ort des Geschehens.</span></span><span style="font-style: normal;">
</span>
</div>
<div align="LEFT" style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;">Ich
brauche einen Moment für mich, einen kurzen Moment, um zu
verinnerlichen, was in dieser Nacht geschehen ist. Denn das alles
hier... ist 'ne verdammt kranke Scheiße.</span></div>
Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-63754064316460492512012-05-21T01:52:00.001-07:002012-05-21T01:52:44.899-07:00Narcotic Dreams<br />
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Schlachthof.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Winter, Herbst, ich weiß es nicht.
Einzig und allein fühle ich die eisige Kälte, die dort draußen
-Dreck, Staub, Leere- ihr Unwesen treibt. Durch morsche Türblätter
aus feuchtem Holz, umgeben von kahlen Betonmauern, ungepflegt und
brüchig, bin ich <i>abgeschnitten</i> von der Außenwelt. All das
hat wenig Sinn, hält die Scheißkälte nicht davon ab, zu mir
vorzudringen und mich durch meine zitternden Knie in den Arsch zu
ficken. <br />Das Vieh steht vor mir, ich starre in seine feuchten,
funkelnden Augen. Es scheint ängstlich. Verunsichert und beunruhigt.
Ich denke nicht weiter darüber nach, Ignoranz penetriert, Mitleid
gibt es nicht. Ich hege keine Gefühle. Macht sonst auch keiner,
Hauptsache, die Menschheit hungert nicht.<br /><i>Der Schuss fällt,
das Vieh geht zu Boden... hier!</i></div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Meine Hand ist im
Besitz der Machete, die Klinge rostig, getrocknetes Blut verziert das
Metall. Wie ein Laie stehe ich dort und nichts geschieht. Was von mir
erwartet wird, passiert nicht.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<i>Jetzt!</i>
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Dann, völlig
unerwartet, schießen die Signale los, mein Körper beginnt, sich
fortzubewegen. Die Augen des Viehs sind noch geöffnet. Meine
dilettantische Handhabung mit dem Schlachtwerkzeug in meiner Rechten
lässt ihn -dem Schlachtmeister persönlich, der Mann ohne Gesicht-
lauthals auflachen. Egal! Ich ramme die mörderische Klinge in den
Bauch des Viehs und ziehe sie bis zu seinem Hals hinauf. Ich fordere
mein gesamtes Energie-Kontingent auf, das Tier von unten bis oben
aufzuschlitzen. Der Lebenssaft sprudelt, fließt über meine nackten
Füße, die Innereien kullern auf den Boden, es stinkt bestialisch.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Verzerrung,
wacklige Beine, Dunkelheit.</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br />
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Kanal.</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Ich krieche durch
das grün schimmernde Wasser, meinem Vordermann hinterher, kraule
mich durch stinkende Algen. Bin umschlossen von einer Pipeline aus
Beton, die scheinbar ins Nichts führen wird. Ich atme, das dreckige
Wasser füllt meine Lungen, doch ich verspüre nichts. Keinen
Schmerz, keine Not. Ich spüre keine Gefahr, während das Wasser
meine Luftröhre flutet. Mit dem Gedanken, dass dieser Kanal nur eine
einfache Einbildung sei, ein Traum, kämpfe ich mich weiter durch den
schlammigen Grund. Es geht steil aufwärts. Kriechen, Robben,
Krabbeln, all das weigert sich entschlossen, mich voranzubringen. Die
Pipeline vergrößert sich im Durchmesser, Stück für Stück. Meter
für Meter. Meine Finger graben sich regelrecht in den harten Beton,
die Fingerkuppen bluten, dünne, schwebende Faden, bestehend aus der
wichtigsten Flüssigkeit des menschlichen Körpers, durchziehen die
Trübheit des Wassers und weisen mir den Weg in die vermeintliche
Freiheit. Den Weg nach oben.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Die Sohlen der
Stiefel meines Vordermannes verschwinden plötzlich, doch ich sehe
Licht. Dort oben flackert die Wasseroberfläche, ich kann sie
erkennen. Ihre klare Schönheit sieht mir entgegen, Motivation
beschert meinen Verstand. Nach wenigen Metern erreiche ich das Tor,
das mich nach Hause bringen wird, doch was ich letztendlich erkennen
muss, setzt meinen konfusen Albtraum lediglich fort.
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Seine großen
Pranken umschließen die Handgelenke der Leichen, ohne Rücksicht auf
die Zerbrechlichkeit dieser Knochen, zieht er die toten Körper aus
dem Wasser. Was er ihnen dabei antut, scheint ihn nicht zu
interessieren. Das Wasser überschlägt sich und wirft kleine wilde
Strudel auf, als der Mann die Leichen gewaltsam ans Licht der Welt
reißt, und sie am erdigen Boden des Ufers in den Dreck wirft. Eine
erbarmungslose Entsorgung junger Leichen, auch das letzte bisschen
Respekt wird ihnen endgültig verwehrt. Ich tauche auf und blicke in
die teuflischen Augen der Brutalität. Haben nicht auch Tote das
Recht, respektvoll behandelt zu werden?</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
<i>Nein.</i>
</div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0cm;">
Meine Blicke
wandern zwischen den nichtssagenden Augen der Babys und dem Mann, der
sie vernichtet, hin und her. Ich erstarre, bewege mich keinen
Zentimeter. Was ist los hier? Ich verstehe nichts und vertraue
darauf, in einem Albtraum zu stecken, der mich noch nicht gehen
lassen will. Das wäre wohl das Beste, denn ein Traum bleibt ein
verdammter Traum, und irgendwann werde ich aufwachen und glücklich
sein. <br /><i>Fick dich, Hurensohn!</i></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Fick dich, Traum!</i></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<i>Fickt euch alle! </i>
</div>Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-81714047421495321082011-12-17T11:10:00.000-08:002012-01-01T06:10:41.561-08:00Leerfahrt<p style="margin-bottom: 0cm;"><i>23:59 Uhr<br />Graham Busbahnhof<br />Talseek City, Großbritanien</i><br /></p><p style="margin-bottom: 0cm">Tom starrt in den Himmel, das stillstehende Bild der Sterne observierend, und nippt in nahezu regelmäßigen, aufeinander abgestimmten Zeitabständen an seinem obligatorischen Arbeitsbeginnskaffee. In all seiner Gemütlichkeit nutzt er die letzten Sekunden der letzten Minute und genießt. Er genießt die Stille, die preziöse Leere im Himmelsgewölbe, die die Kälte um ihn herum noch tiefer in die Minusgrade presst. Ihm macht das nichts aus, sein adipöser Körperbau hält warm und bildet einen invisiblen Schutz vor den eisigen Temperaturen, die sich radikal mit den Kältezellen des Körpers in Verbindung setzen, als würden sie an ihre Türen klopfen und ihnen ordnungsliebend auf die Fresse hauen. Hunderttausende Thermorezeptoren arbeiten mit Hochdruck, sie wollen dir sagen: <i>dir ist kalt, zieh' dir was an! </i>Tom hat es nicht nötig, so bleibt er auf der morschen hölzernen Bank sitzen, nur mit einem versifften Hawaihemd und einer weißen Unterhose bekleidet. </p><p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Ein letzter Blick auf die Armbanduhr, der Sekundenzeiger schnellt die letzten neunzig Grad nach oben und wird den neuen Tag schneller beginnen, als es Tom lieb ist. Gerade eben noch war es das Nichts, das Gefühl und die Gewissheit, absolut unbeobachtet zu sein, doch das hilft auch nicht. Er setzt den Becher an seine Lippen und schüttet sich die schwarze Brühe den Hals hinunter. Der Sekundenzeiger hat den Arbeitsbeginn bereits herbeigeführt, Tom atmet nochmal tief ein und bringt seine schwerwiegende Masse in Bewegung. Seinen Knochen bleibt keine andere Wahl, als die brachialen Gewichte zu stämmen und sie bis ans Ziel zu schleppen. Sein Gesichtsausdruck bleibt stets derselbe, Schmerz, Angst, Kummer, Anstrengung, Hass, Liebe, all das ist tief im Inneren von Toms Seele verborgen. Eine kryptomere Weise, sein Leben zu führen. Die wenigen flackernden Leuchtstoffröhren, die mit korrodierten Ketten an der Überdachung aus Beton befestigt sind, erzeugen nur schwaches Licht, die stämmigen Stahlpfähle, die den schweren Beton tragen, sind mit alter, durchnässter, plakativer Werbung bestückt, die keinerlei Beachtung genießen können und die rohen Pflastersteine, auf denen man geht und fährt, dienen schon seit einer Ewigkeit als ein Zuhause für Müll und Dreck. Hier hat schon lange niemand mehr gefegt und den Dreck weggeräumt, seit den letzten Besuchern blieb alles liegen. Dieser Ort wirkt nicht einladend, eher abstoßend, und absorbiert auf der Stelle jegliche Freude und alles an Wohlbefinden und Glück. Er ist funebral und grau, abschreckend und brutal, hemmungslos, beunruhigend.</p> <p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Tom steigt in seinen Bus und macht es sich auf dem Fahrersitz bequem. Auf dem Armaturenbrett häufen sich die Erotikzeitschriften, deren Seiten bereits zusammenkleben, der Gang ist bis in die letzte Reihe mit leeren Kaffeebechern und benutzten Servierten zugemüllt. Er startet den Motor, schließt die Tür und die Fahrt geht los. Knarrende und quietschende Geräusche begleiten das Bewegen der tonnenschweren Last, die auf dem luftgefüllten Gummi der großen Räder liegt. Tom dreht eine kleine Runde und fährt auf die Ausfahrt zu, der Bus verlässt seine Heimat. Außerhalb der Station ist die Atmosphäre nicht schöner. Die Häuser sind alt, verlassen und ruinös, die Dächer bestehen nur noch aus der Holzkonstruktion, die Ziegel sind verschwunden. Der Putz an den Fassaden bröckelt und das Gestein ist mit spaltigen Rissen durchzogen. In den Fensterrahmen sind lediglich noch einzelne Scherben eingespannt. Die Bäume sind kahl, hier gibt es keine Pflanzen. Tom biegt in die Prestonstreet ein, auf der linken Seite kniet ein nackter Mann auf der Straße. Der Bus wird langsamer und rollt in Schrittgeschwindigkeit an ihm vorbei. Er zieht mit aller Kraft am Deckel des Straßenablaufs, der sich vor ihm befindet, scheinbar hat er jedoch keine Chance, nichts bewegt sich. Seine Haut ist dreckig und von blutigen Schnittwunden gezeichnet, in seinem Gesicht schlagen sich Falten übereinander, als würden sie gemeinsam einen steilen Abhang hintunterrollen. Die Form der Knochen sind unter seiner Haut deutlich erkennbar, die vergebliche Suche nach Fleisch und Fett, an ihm ist nicht viel dran. Immer wieder schlägt er mit dem Kopf auf das harte Eisen, sodass Platzwunden an seinem Schädel entstehen, und schaut der feuchten, dunklen Tiefe des Kanals in die Augen. Seine Schreie sind ohrenbetäubend und dringen durch das dicke Glas ins Businnere und erreichen Toms Gehörgänge mit einer schockierenden Gewalt. Als der Mann losschreit, läuft ihm das Blut aus dem Mund und tropft zwischen den eisernen Streben hindurch in den Ablaufschacht. Er kreischt, schlägt mit der Faust auf das Eisen.<br /><i>,,Gib mir meine Freiheit zurück!"</i></p> <p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Eine Seele, die den Gang am Abgrund des Lebens nicht überlebt hat. Seine letzten Leidensschreie hört Tom nur noch flüchtig, im Außenspiegel sind die Qualen seines seelisch kranken Körpers noch immer explizit aufgezeigt, während er wieder beschleunigt. Auf der Straße stehen junge Liebespaare und streiten sich wegen Geldsorgen, dem Gefühl von Einsamkeit und einfachen Meinungsdifferenzen, die sich jedoch mit den wichtigen Dingen im Leben beschäftigen. Ein teurer Luxuswagen steht in einer der lichtlosen Ecken der Stadt, die Scheiben sind vom heißen Atem des verheirateten Geschäftsmannes und der Nutte, die es auf der Rückback hemmungslos miteinander treiben, angelaufen. Die Ehefrau sitzt zu Hause mit dem liebevoll zubereiteten Essen und wartet auf ihren Mann, der im selben Augenblick seinen Schwanz in eine andere Frau schiebt. Sie weiß es, doch die Kraft, sich von ihm zu trennen, die fehlt ihr. Tom beschleunigt den Bus auf fünfzig Stundenkilometer und biegt hundert Meter weiter in die Downstreet ein. Verostete Tonnen stehen auf jeder Straßenseite verteilt, in ihnen tanzen Flammen, die für ein wenig Licht sorgen. Eine Guppe uniformierter Menschen mit Gewehren steht vor dem alten Lebensmittelladen. Einer von ihnen hält ein Kleinkind an den zierlichen Oberarmen fest, das Kind weint und will zu seiner Mama, die vor den dominierenden Männern kniet. Wieder bremst Tom den Bus ab, seine Blicke richten sich auf dieses Szenario. Die Angst des kleinen Jungen ist spürbar. Während die Männer unoffensichtliche Gestiken von sich geben, bewegt er sich auf einer abgrundtiefen emotionalen Ebene, die kaum einem erwachsenen Menschen angetan werden kann. Plötzlich ist die Frau am Boden gezwungen, dem Lauf des Gewehres entgegenzusehen und der Schuss schallt durch die gesamte Stadt. Er ertönt beinahe mit ihrem allerletzten Schrei zeitgleich. Die Wucht der Kugel bricht aus ihrem Hinterkopf aus und das Blut spritzt gegen die verdreckte Schaufensterscheibe und spült den Staub weg. Nacheinander teilen sich die Männer in verschiedene Richtungen auf, sie verschwinden einfach, als wäre nichts passiert. Der Mann lässt den kleinen Jungen gehen und verschwindet ebenfalls. Die Tränen werden dicker und fließen strömender die Wangen hinunter.<br /><i>,,Mami!"<br /></i>Er rennt zum leblosen Körper seiner Mutter und fällt auf die Knie. Seine Tränen tropfen auf das blutbesudelte Gesicht und er schüttelt seine tote Mutter in der Hoffnung, dass sie endlich wieder aufwacht. Die Verzweiflung wird mit jeder fließenden Träne immer größer und bedrückender.<br /><i>,,Mami!"<br /></i>Der Junge ist mit sich allein, er weiß nicht, was er tun soll. Tom ist das erste Mal in seinem Leben beeindruckt. Beeindruckt von der emotionalen Stärke eines noch so jungen Menschen, er kann sie nicht mehr zurückhalten, die erste Träne seines Lebens. Seine Emotionen durchbrechen seinen kryptomeren Lebensstil und er beginnt, zu trauern. Die Hände des Jungen sind im Blut seiner Mutter getränkt und er kann nicht aufhören, zu weinen. Er schüttelt sie, schlägt auf ihr herum, kreischt sie an, doch es ist vorbei. Gegen die größte Macht der Welt bleibt ihm keine Chance. Er legt seinen Kopf auf dem Brustkorb seiner Mutter ab und umarmt sie. Ihre Augen starren weit geöffnet in den Himmel, es scheint so, als würden sie das stillstehende Bild der Sterne oberservieren. Tom wird plötzlich klar, er muss es verhindern, seinen ausgebrochenen Emotionen erneut den Weg versperren. Instinktiv beschleunigt er wieder auf fünfzig Stundenkilometer und fährt davon. Er lässt das kleine Kind zurück, mit seiner Trauer, mit der Verzweiflung, mit den schmerzhaften Qualen der Liebe. Tom bleibt noch immer sein Bus, seine Leerfahrten durch das Elend. Dem Jungen bleibt nur der tote Körper seiner Mutter und die verstörte Seele, die nun tief in seinem Herzen vor sich hinstirbt. Er schließt seine Augen und lässt den Tränen freien Lauf.</p> <p style="margin-bottom: 0cm"><i>,,Mami!"</i></p>Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-8593598171518375102011-10-23T10:00:00.000-07:002011-10-23T10:01:58.453-07:00Enter The Error<p style="margin-bottom: 0cm">Die Kausalität des progressiven Gesellschaftsdefekts und der Degeneration unserer Entscheidungsfähigkeit und dessen Argumentation ist widernatürlich und grotesk. Die Menschheit befindet sich bereits im dritten Weltkrieg, doch niemand kann es durchschauen. Wir sehen nur das, was wir sehen sollen, wir hören nur das, was uns erzählt wird. Während ich im städtischen Park das wundervolle Frühlingswetter genieße, in aller Ruhe meinen Kaffee trinke und meinen Hund das Stöckchen jagen lasse, den Liebespaaren beim Küssen zusehe und den Junkies unter den Bäumen meine Blicke schenke, schlachten sich meine Mitmenschen mit einer bewundernswerten Euphorie gegenseitig ab. Der polemische Euphemismus des herrschenden Tötens grassiert auf der wüsten Welt und ich sitze stillschweigend dort und bin von dem weltweiten Chaos vollkommen fasziniert. Der abartige Gestank der schwangeren Kinderleichen, die den blutigen Aspahlt pflastern, zieht durch die Atemwege und macht ein freies Durchatmen unmöglich. Seit Jahren prasselt der blutrote Regen auf uns herab und bildet einen Schleier, der uns wie Vogelscheiße auf den Augen die Sicht auf Vernunft und unseren eigenen Verstand verwehrt. Jeden Tag zählt das Universum weitere Opfer des Weltschicksals und vor Gericht, an dem Ort, wo zwischen Mord und Totschlag unfair differenziert wird, statuieren die Richter und Anwälte ein Exempel von Dummheit und Ungerechtigkeit. Aus den Zeiten des Mittelalters haben wir nichts gelernt. Der Hass, die Folter und die Misanthropie sind etabliert. Gelernt, das alles durch Verstand und Gerechtigkeit zu ersetzen, haben wir nicht.<br />Das Kind ohne Beine mit dem verstümmelten Arm macht seinen ersten literarischen Schritt und auf dem dreckigen Blatt Papier entsehen die Worte <i>Fick Dich Gott</i><span style="font-style: normal">, während seine Umgebung im bluttriefenden Sand der Wüste versinkt. Die Hoffnung ist gestorben, die betenden Worte erfüllen schon lange nicht mehr ihren Sinn, die Zahl der Bevölkerung wird penetrant auf ein Minimum reduziert.<br />Und noch immer sitze ich dort auf meiner Holzbank im städtischen Park, starre kontinuierlich stumpfsinnig gegen eine riesen Tanne, deren Zweige sich im Wind hin und her bewegen, und bekomme vom ultimativen Disaster, das sich laut aber langsam entwickelt, nichts mit. Mein Hund klemmt das Stöckchen zwischen sein Gebiss und rennt schwanzwedelnd zu mir zurück. Dann legt er es vor meine Füße und setzt sich hin, erwartungsvoll, dass ich das Stöckchen wieder wegwerfe, doch ich tue es nicht. Nur noch ein letzter Schluck Kaffee befindet sich im Becher, ich trinke ihn aus. Plötzlich herrscht eine unangenehme Stille. Ich beende das stumpsinnige Anstarren des Baums und suche nach den Liebespaaren, die eben noch auf der grünen Wiese standen und sich liebevoll küssten. Wo sind die versifften Junkies, die sich gerade eben den nächsten Schuss setzen wollten? Und plötzlich zerbricht auch das wunderschöne Wetter, das vom Himmel ausging, und die Wolken fügen sich zu einem gewaltigen Graubild zusammen, das sich schon bald zu entleeren scheint. Die Dissolution des Erdreichs beginnt abrupt und ist erschreckend. Die Sekundanz, die mich wie ein Käfig vor dem Verfall der Welt schützte, beginnt langsam zu bröckeln und nun sehe auch ich, dass es nie einen schönen Park gegeben hat. Sie schützte meinen Körper vor all den Schmerzen und dem Leid, doch jetzt ist es auch für mich zu Ende. Der trockene Boden teilt sich in viele einzelne Erbrocken, als sich die großen Spalten wie Blitze durch den Grund ziehen. Es beginnt mit einem ohrenbetäubenden Krachen, mit dem die dicken, blutigen Regentropfen vom Himmel schießen und sich wie gierige Tiere auf den Asphalt, das Gras und die Steine dieser Straßen stürzen, als schien es ihre letzte Mahlzeit zu sein. Die unzähligen Leichen tun sich aus den Abgründen hervor und treiben in den heftigen Mahlströmen des Blutes, das die Welt durchspült. Mein Hund wird von den Fluten mitgerissen und verschwindet jaulend im schrecklichen Rot. Ich gerate in Panik, als mich der Strom erfasst, und suche einen letzten rettenden Halt am Holz der Parkbank, doch lange würde es nicht halten, das ahne ich bereits. Es ist laut und anstrengend, die Atmosphäre wirkt verstörend auf meine Sinne, ich habe Angst. Nacheinander knicken die stämmigen Tannen um und bringen die Erde zum Beben, Häuser zerbröckeln, Fensterscheiben zerplatzen, die Menschen kreischen der destruktiven Gewalt entgegen und sterben. Ich habe keine Kraft mehr, um mich noch länger an die Bank zu klammern, meine nassen Finger rutschen Stück für Stück weiter ab. Die nächste Flutwelle reißt mich mit und ich ströme dem dunklen tiefen Loch entgegen, das mich jede Sekunde verschlucken wird. </span> </p> <p style="margin-bottom: 0cm"><span style="font-style: normal">Dann sehe ich gleißend grelles Licht, begleitet von nutzloser Stille und einem mächtigen Druck auf den Ohren. Es sind keine Schüsse zu hören, niemand tötet, niemand stirbt. Wo bin ich hier? Ist das das Paradies oder fügt sich das bedrängende und dennoch herrliche Gefühl schon bald zu einem Abbild der Hölle zusammen? </span> </p><span style="font-style: normal"><br />Ich spüre, wie sich meine Lungen mit dem verdreckten Blut füllen und erreiche die Erkenntnis, dass ich nur zu träumen schien. Die grellen, bunten Lichter, die bedrängende Stille, alles fort. Der tödliche Mahlstrom hat mich in seinen Fängen und reißt mich unsanft hin und her. Stinkende Gliedmaßen schwimmen vor meinem Gesicht, ich kann in die Augen mancher Leichen sehen. Ihre Blicke sind kalt und leer, doch es scheint, als wollten sie mir etwas mitteilen, als sollte ich ihnen helfen. Ich kann nicht, mein Geist beginnt, langsam aus dem Leben zu treten und blickt von oben auf meinen bewusstlosen Körper hinab, der im strömenden Blut kaum noch zu erkennen ist. Es ist traurig, unverhofft aus dem Leben zu scheiden. Das ist auch meiner Seele bewusst, so folgt sie mir in den reißenden Strom und steht mir bei, während ich qualvoll meinem Tod in die Augen sehen muss.</span>Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8517345322276776916.post-40748175828944525522011-04-11T13:19:00.000-07:002011-04-11T13:21:10.135-07:00Das Ende<!--[if gte mso 9]><xml> <o:officedocumentsettings> <o:relyonvml/> <o:allowpng/> </o:OfficeDocumentSettings> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:worddocument> <w:view>Normal</w:View> <w:zoom>0</w:Zoom> <w:trackmoves/> <w:trackformatting/> <w:hyphenationzone>21</w:HyphenationZone> <w:punctuationkerning/> <w:validateagainstschemas/> <w:saveifxmlinvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:ignoremixedcontent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:alwaysshowplaceholdertext>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:donotpromoteqf/> <w:lidthemeother>DE</w:LidThemeOther> <w:lidthemeasian>X-NONE</w:LidThemeAsian> 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Der gläubige, irreversible Teil der Menschheit hat kein Interesse daran, durch eigene Gedanken, durch eigene Worte, zu lernen. Zu lernen, mit sich selbst umzugehen und auf eigenen Beinen zu stehen, das konstruktive Leben erkennen. Obligatorisch schleifen ihre Seelen über den sündigen Boden ihrer Religion und verbleiben ihr Leben lang, selbstverständlich auf Anweisung des Herrn, im definitiven Faschismus des Glaubens. Unmengen an heißen Patronenkugeln schießen aus den Läufen diverser Schusswaffen in den Kopf des nächstbesten Andersgläubigen und wirbeln dabei den Sand der unendlichen Wüste auf. Ungeborene Mädchen werden getötet, auf Grund ihres nicht vorhandenen Wertes im Land ihrer Mütter. Der notorische Geruch des Benzingases, das über einen Islamistenkörper fließt und sich aus Verzweiflung nahezu selbst in Brand steckt. Die abgerissenen Gliedmaßen fliegen durch die staubige Luft, der Selbstmordattentäter reißt viele unschuldige Menschen mit sich in das, von ihrem Gott gewollte, Ende des Lebens. All diese Dinge geschehen unter Aufsicht und Genehmigung des Allmächtigen und die Menschheit resozialisiert sich kontinuierlich auf diesem Fundament.<br />Was dem profanen Teil der Menschheit bleibt, gleicht allerdings einem vollkommen anderem Universum! Dem Atheisten bleibt nur die Philosophie über viele Dinge, die in einem Leben geschehen. Die Philosophie, in der immer und überall viele verschiedene Interpretationen stecken. Es ist einzig und allein der Versuch, zu verstehen. Ein Atheist wird mit seinem Zorn und seiner Ahnungslosigkeit in einer konfusen Diskrepanz zurückgelassen. Er hält nicht viel davon, einem Buch zu folgen, das vor mehr als tausend Jahren von einem Menschen geschrieben wurde, dessen Sprache heute niemand mehr spricht. Es ist ein Buch, dessen Autor es nicht möglich ist, Beweise zu liefern. Es gibt keinen einzigen Menschen mehr auf dieser Welt, der jemals Kontakt zu ihm hatte. Wer also bleibt übrig, um uns zu beweisen, dass das Geschriebene in dem dicken Buch, der Wahrheit entspricht? Die Antwort ist Diskretion auf die Frage und, dass es nun mal die Wahrheit sei! </p> <p class="MsoNormal">Der Pfarrer predigt den Schwachen die Lehren des heiligen Zorns. Eine Predigt der Boshaftigkeit für die desorientierte Audienz. Das Düstere wird hinter dem Vorhang der religiösen Perversionen versteckt, geknebelt und gefesselt, wie eine wertlose Fotze aus einem Bondage Streifen. Die Predigten, Lügen. Die Basis der Audienz, Schwäche und Naivität. </p> <p class="MsoNormal">Das Flimmern des Fernsehers, das dem dunklen Zimmer einen bläulichen Schein verleiht, lässt meine Augenlider schwer werden. Ich werde langsam müde. Meine Nacht, mein Tag, es ist eine konvergierende Stagnation. Ich lebe bescheiden, mein Kühlschrank gleicht nicht dem eines reichen Mannes. Dieses verdammte Jahrhundert, ich bin arbeitslos und schaue meiner Verwesung geradewegs in ihre hässliche Fresse, hässlich, wie der Tag und die Nacht, konvergierend.<br />Der Welt scheint die Sonne schon lange nicht mehr aus dem Arsch. Ich bin froh, diese Art von Zufluchtsort zu besitzen. Dort bin ich alleine, alleine mit mir selbst. Keine Probleme, keine Feinde, keine Sorgen. Für diesen Augenblick ist der sonnige Arsch wieder am Scheinen! Ich schaue nach links, dann rechts, die weiße Tapete ist befleckt mit Nikotinrückständen, nur so fühle ich mich geborgen. Ist es das Ende, mein Sieg oder ist es vielleicht doch nur die Resignation meiner Persönlichkeit? Meine Umgebung beginnt, sich zu bewegen, alles wird schneller, die TV-Darsteller bewegen sich zügig und sprechen unverständlich. Ich komme nicht mehr mit. Verstehe nichts. Alles zu schnell. Wer kümmert sich jetzt um mich und wer füttert meine Fische? Sie können doch nichts dafür, sie schwimmen doch einfach nur friedlich in ihrem Wasser hin und her. Bitte lasst sie nicht an meinem Schicksal teilhaben. </p> <p class="MsoNormal">Das ist das Ende. Der gläubige Christ dankt Gott für sein Schicksal. Er ist fest davon überzeugt, die leidvolle Prüfung seines allmächtigen Vaters stehe ihm bevor.<br />Der Ungläubige verharrt in Fatalismus, Verzweiflung oder einem philosophischen Chaos. Ob vorgesehene Prüfung oder unabänderliches Schicksal, das ist das Ende. <span style="mso-spacerun:yes"> </span><span style="mso-spacerun:yes"> </span><span style="mso-spacerun:yes"> </span><span style="mso-spacerun:yes"> </span></p>Jenshttp://www.blogger.com/profile/12759596294734796622noreply@blogger.com0