Schlachthof.
Winter, Herbst, ich weiß es nicht.
Einzig und allein fühle ich die eisige Kälte, die dort draußen
-Dreck, Staub, Leere- ihr Unwesen treibt. Durch morsche Türblätter
aus feuchtem Holz, umgeben von kahlen Betonmauern, ungepflegt und
brüchig, bin ich abgeschnitten von der Außenwelt. All das
hat wenig Sinn, hält die Scheißkälte nicht davon ab, zu mir
vorzudringen und mich durch meine zitternden Knie in den Arsch zu
ficken.
Das Vieh steht vor mir, ich starre in seine feuchten, funkelnden Augen. Es scheint ängstlich. Verunsichert und beunruhigt. Ich denke nicht weiter darüber nach, Ignoranz penetriert, Mitleid gibt es nicht. Ich hege keine Gefühle. Macht sonst auch keiner, Hauptsache, die Menschheit hungert nicht.
Der Schuss fällt, das Vieh geht zu Boden... hier!
Das Vieh steht vor mir, ich starre in seine feuchten, funkelnden Augen. Es scheint ängstlich. Verunsichert und beunruhigt. Ich denke nicht weiter darüber nach, Ignoranz penetriert, Mitleid gibt es nicht. Ich hege keine Gefühle. Macht sonst auch keiner, Hauptsache, die Menschheit hungert nicht.
Der Schuss fällt, das Vieh geht zu Boden... hier!
Meine Hand ist im
Besitz der Machete, die Klinge rostig, getrocknetes Blut verziert das
Metall. Wie ein Laie stehe ich dort und nichts geschieht. Was von mir
erwartet wird, passiert nicht.
Jetzt!
Dann, völlig
unerwartet, schießen die Signale los, mein Körper beginnt, sich
fortzubewegen. Die Augen des Viehs sind noch geöffnet. Meine
dilettantische Handhabung mit dem Schlachtwerkzeug in meiner Rechten
lässt ihn -dem Schlachtmeister persönlich, der Mann ohne Gesicht-
lauthals auflachen. Egal! Ich ramme die mörderische Klinge in den
Bauch des Viehs und ziehe sie bis zu seinem Hals hinauf. Ich fordere
mein gesamtes Energie-Kontingent auf, das Tier von unten bis oben
aufzuschlitzen. Der Lebenssaft sprudelt, fließt über meine nackten
Füße, die Innereien kullern auf den Boden, es stinkt bestialisch.
Verzerrung,
wacklige Beine, Dunkelheit.
Kanal.
Ich krieche durch
das grün schimmernde Wasser, meinem Vordermann hinterher, kraule
mich durch stinkende Algen. Bin umschlossen von einer Pipeline aus
Beton, die scheinbar ins Nichts führen wird. Ich atme, das dreckige
Wasser füllt meine Lungen, doch ich verspüre nichts. Keinen
Schmerz, keine Not. Ich spüre keine Gefahr, während das Wasser
meine Luftröhre flutet. Mit dem Gedanken, dass dieser Kanal nur eine
einfache Einbildung sei, ein Traum, kämpfe ich mich weiter durch den
schlammigen Grund. Es geht steil aufwärts. Kriechen, Robben,
Krabbeln, all das weigert sich entschlossen, mich voranzubringen. Die
Pipeline vergrößert sich im Durchmesser, Stück für Stück. Meter
für Meter. Meine Finger graben sich regelrecht in den harten Beton,
die Fingerkuppen bluten, dünne, schwebende Faden, bestehend aus der
wichtigsten Flüssigkeit des menschlichen Körpers, durchziehen die
Trübheit des Wassers und weisen mir den Weg in die vermeintliche
Freiheit. Den Weg nach oben.
Die Sohlen der
Stiefel meines Vordermannes verschwinden plötzlich, doch ich sehe
Licht. Dort oben flackert die Wasseroberfläche, ich kann sie
erkennen. Ihre klare Schönheit sieht mir entgegen, Motivation
beschert meinen Verstand. Nach wenigen Metern erreiche ich das Tor,
das mich nach Hause bringen wird, doch was ich letztendlich erkennen
muss, setzt meinen konfusen Albtraum lediglich fort.
Seine großen
Pranken umschließen die Handgelenke der Leichen, ohne Rücksicht auf
die Zerbrechlichkeit dieser Knochen, zieht er die toten Körper aus
dem Wasser. Was er ihnen dabei antut, scheint ihn nicht zu
interessieren. Das Wasser überschlägt sich und wirft kleine wilde
Strudel auf, als der Mann die Leichen gewaltsam ans Licht der Welt
reißt, und sie am erdigen Boden des Ufers in den Dreck wirft. Eine
erbarmungslose Entsorgung junger Leichen, auch das letzte bisschen
Respekt wird ihnen endgültig verwehrt. Ich tauche auf und blicke in
die teuflischen Augen der Brutalität. Haben nicht auch Tote das
Recht, respektvoll behandelt zu werden?
Nein.
Meine Blicke
wandern zwischen den nichtssagenden Augen der Babys und dem Mann, der
sie vernichtet, hin und her. Ich erstarre, bewege mich keinen
Zentimeter. Was ist los hier? Ich verstehe nichts und vertraue
darauf, in einem Albtraum zu stecken, der mich noch nicht gehen
lassen will. Das wäre wohl das Beste, denn ein Traum bleibt ein
verdammter Traum, und irgendwann werde ich aufwachen und glücklich
sein.
Fick dich, Hurensohn!
Fick dich, Hurensohn!
Fick dich, Traum!
Fickt euch alle!
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