Die Gedanken ihrer Prüfungen gehen
ihnen durch die Köpfe und um sie herum ist Leere vertreten. Nichts
kann ihnen auf dem Weg an den Ort, der für sie bestimmt wurde, den
Pfad kreuzen und sie hindern. Es ist eine Reise, die kein Zurück
bereithält. Sie offenbart keine Möglichkeit, noch einmal
zurückzusehen und ein letztes Mal darüber nachzudenken. Dann tut es
den ersten Schlag an diesem Morgen.
Das Gefühl, der Magen schiebe sich in
den Hals und der Wind, der um die Ohren pfeift und rauscht,
signalisieren den Beginn der Reise. Nacheinander kommen sie dem Tal
näher. Dort unten, wo der Sand die Sträucher umgibt und die
Morgenröte einen orange-grauen Schein an den Horizont legt. Wo die
Tiere sich dem Geschehen nähern, um zu erbeuten und die Angekommenen
ihr Unwesen treiben. Dort wartet
der Preis für die Vorbereitung, die die noch Folgenden
hinter sich brachten, um an diesem Erlebnis teilzuhaben. Der Klang
ist dumpf, ähnlich dem Aufschlag einer schweren Eisenkugel auf einer
Grasfläche. Kurz und abrupt.
Genitalien tauchen
tief in die nasse Dunkelheit ein, Vaginalsekret tropft in den Sand
und der Süchtige kriecht hervor, um es langsam mit der Zunge aus den
feinen Körnern des Sandes aufzunehmen und zu genießen, wie die
schleimige Flüssigkeit im Rachen zergeht. Der bittere Geschmack
verbreitet sich im Mundraum, die Hautoberfläche erhebt sich und ein
Kribblen, das bis in die Spitze seiner Eichel reicht, durchfährt
seinen Körper. Er ist konzentriert, hat das Verlangen, das Kribbeln
so lange wie nur möglich zu spüren. Er schließt die Augen und
neigt das Gesicht gen Himmel. Dann tropft auch ihm der Saft aus dem
Glans penis, keuchend zieht er sich zurück und die schmatzenden
Klänge des Akts verstummen in seinen Ohren.
Wüstenstaub
wirbelt umher, umhüllt das Szenario, lässt keine Blicke von außen
mehr zu, bis sich die Staubwand lichtet. Hervor tritt ein Mann. Seine
Blicke wandern an seinem eigenen Leib hinab, in der Hand eine Klinge.
Verkrustete, blutige Rinnsale verlaufen von seinen Augen über die
Wangen. Seine Lederhäute sind von roten Äderchen durchzogen und er
starrt bewegungslos dem Schein der Sonne entgegen. Langsam verformen
sich seine Lippen, bilden ein Lächeln, das er mit sanftem Nicken
begleitet. Er wendet den Blick ab und beugt sich nach vorn. Die
Klinge führt er langsam hinter sich, die Spitze kratzt sanft an der
Hautoberfläche seines Hinterns und sämtliche Verspannungen
verlassen seinen Körper. Nach einigen Sekunden hört er auf, sich zu
streicheln, setzt die Klinge an und drückt. Behutsam schiebt er sie
Zentimeter für Zentimeter nach vorn, sein Atem geht schneller. Das
Pochen seines Pulses durchfährt rasant seinen Schädel, die Adern
stehen hervor und verwandeln seine Stirn in eine kleine
Hügellandschaft. Blut schlägt in dünnen Tropfen im Sand ein, die
Klinge taucht tiefer in ihn ein und gleitet durch das dünne Gewebe
des Schließmuskels, der sich langsam dehnt und unter der Schärfe
der Schneide spaltet. Der Blutfluss stärkt sich, der Schmerz
überwältigt. Vom Gefühl, innerlich zu verbrennen und zu zerreißen,
geleitet, legt er die flache Hand auf das Ende der Klinge und drückt
ein letztes Mal. Seine Stimmbänder vibrieren, er stößt ein tiefes
Grunzen aus und schmeckt, wie sich die Galle die Speiseröhre
hinaufbefördert. Ihm wird warm, dunkle Punkte blitzen vor seinen
Augen auf und das letzte Stück der Klinge versinkt in seinem
Körper, bevor das Erbrochene vor ihm in den Sand plätschert.
Ein neuer Mann ist
auf dem Weg. Sein Körper wirft mit Endorphinen um sich, als er seine
Mitanhänger hinter der Ziellinie sieht. Kleine Männer, Kinder und
Frauen. Menschen, die mit jeder vergehenden Sekunde größer werden.
Näher kommen. Die grauen Zellen und Brocken des Schädels spritzen
und bleiben am Körper einer alten Dame kleben. Mit ihrer Zunge
schiebt sie die schwarzen Haare aus dem Weg, bis sie mit der Haut in
Kontakt kommt. Sie umkreist die Darmöffnung und atmet tief ein. Der
Geruch des Kadavers setzt sich in ihr fest, dann führt sie ihre
Hände über den Bauch zwischen ihre Beine. Sie drückt das Gesicht
fest in das Fell, taucht mit ihren Fingern in sich ein. Langsam und
mit stetigem Druck dringt sie mit der Zunge in das Innere des Tieres
vor und schließt die Augen. Ihr gegenüber sitzt eine junge Frau.
Ihre Beine sind gespreizt und die Vagina nahe am Kopf des Tieres. Sie
fährt mit dem Zeigefinger über die Halswunde, aus der das Blut
pulsierend herausläuft, und flüstert, ,,Miau. Miau.ˮ
Mit der anderen Hand zieht sie die kleine Zunge zwischen den Zähnen
hervor. Sie stöhnt und zuckt, als sie den rauen Muskel über ihre
Klitoris reibt. Der Sand wird feucht und wieder kriecht der Süchtige
aus seinem Loch, um die bittere Flüssigkeit zu erbeuten.
Er
legt den Kopf auf die Schulter seines letzten Schützlings
und küsst die Träne, die ihm
über die Wange kullert.
,,Schauˮ,
sagt er mit leisem Ton und beide neigen den Blick nach unten.
,,Dort
unten wartet eine Überraschung auf dich, mein Sohn.ˮ
Während
er die Hose des Jungen an den blutverschmierten Beinen nach oben
zieht und schließt, sehen sie sich tief in die Augen.
,,Der
Herr wird dir vergeben.ˮ
Ein
letzter Kuss, dann ein leichter Stoß. Die Erinnerungen seines jungen
Lebens ziehen in verzerrten Bildern an ihm vorbei. So schnell, dass
er nicht an ihnen festhalten kann. Ihm bleibt keine Zeit mehr, zu
lächeln. Keine Zeit mehr, um seinem Schmerz freien Lauf zu lassen.
Die Bilder werden heller, weißes Licht dringt in sein Auge. Ein
dumpfer Klang, bevor die Dunkelheit auf der anderen Seite die Führung
übernimmt.
Der
Mann am oberen Ende des Weges in die Erlösung, zuckt zusammen, als
er das Blut des Jungen über den Sand spritzen sieht und hört, wie
seine Knochen zerbersten.
,,Der
Herr wird euch vergeben.ˮ
Er
spuckt in seine rechte Hand und massiert den Speichel in seinen
erschlafften Penis ein. Einen Moment lang sieht er in den Himmel. Die
Hitze legt sich über sein Gesicht. Dann tritt er zwei Schritte
zurück und verbeugt sich, wie ein Künstler vor einem
applaudierendem Publikum.
,,Amenˮ,
sagt er und macht den einen Schritt, der ihn für immer in die
Freiheit entlässt.